„Wenn die Ambulantisierung durch Einbindung der Praxen nicht gestärkt wird und die Auswahl der richtigen Kliniken nicht klug und strategisch koordiniert wird, dann wird diese Reform scheitern“, sagte Gassen der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstagausgabe). In Deutschland gebe es weiterhin „absurd viele“ stationäre Eingriffe, „deswegen ist es höchst ärgerlich und absolut unverständlich, dass die Krankenkassen bei der Ambulantisierung mauern“, sagte Gassen.
„Noch immer werden viel zu viele Behandlungen stationär erbracht und Versichertengelder verschleudert.“ Es sei auch keine Lösung, Häusern, die keine relevanten Patientenzahlen mehr versorgen, Vorhaltekosten zu erstatten „für Betten, die niemand braucht“, sagte der Kassenärztechef. Auch da müsse bei den Reformplänen „erheblich“ nachgebessert werden. „Was Karl Lauterbach jetzt mit den Ländern vereinbart hat beziehungsweise die Länder durchgesetzt haben, erscheint allenfalls als ein erster Aufschlag. Es war dem Minister offenkundig wichtig, das Thema medial erst einmal abzuräumen. Die eigentliche Arbeit steht noch aus.“ Der KBV-Chef forderte, Häuser mit 40, 50 oder 100 Betten und geringer Auslastung „sollten geschlossen oder da, wo es sinnvoll ist, in Gesundheitszentren umgewandelt werden“. Dort können Praxen angesiedelt werden, die nicht jeden Tag von früh bis spät besetzt sind, wo aber an festgelegten Tagen Hausärzte und Fachärzte Patienten versorgen. „Eine Kleinkrankenhausstruktur mit hohen Verwaltungskosten, schlechter Personalausstattung und stark limitiertem medizinischen Leistungsspektrum braucht man aber nicht“, sagte Gassen. Eine echte Strukturreform würde hingegen die Versorgung und die Arbeitszufriedenheit verbessern und käme allen, insbesondere auch den Menschen in der Region, zugute. „Denn so, wie es ist, ist die Arbeitsbelastung vielerorts dramatisch und die Unzufriedenheit des ärztlichen und pflegerischen Personals hoch“, sagte der KBV-Chef.