Die Welt habe es „mit einem gekränkten Führer und einer gekränkten Nation zu tun, vergleichbar mit Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg“, sagte Gauck dem „Tagesspiegel“ (Donnerstagausgabe). Deshalb seien Putins Beliebtheitswerte nach der Besetzung der Krim in die Höhe gegangen.
„Das Neuerlangen von nationaler Größe ist eine sehr wirksame politische Methode, da scharen sich denn die Anhänger um eine Führungsgestalt“, meinte der in der DDR aufgewachsene Bürgerrechtler. „Putin hat erlebt: Gewalt nützt ihm, Krieg nützt ihm.“ Gauck hat nach eigenen Angaben früh die Gefährlichkeit von Russlands Präsident Wladimir Putin erkannt. „Mein Leben in der Diktatur hat mich gelehrt, einen solchen Typus Mensch zu lesen.“ Er habe mitbekommen, welche Verwüstungen Putins Tschetschenien-Krieg und was die Verfolgung der Opposition in Russland angerichtet habe. „Ich weiß, wozu ein KGB-Typ fähig ist“, fügte Gauck hinzu. Der frühere Bundespräsident hatte während seiner Amtszeit Russland nicht besucht.