Die Hersteller patentfreier Arzneimittel haben sich gegen eine neue EU-Richtlinie gestellt, mit der die Umwelt vor schädlichen Auswirkungen durch Einleitungen von Abwasser geschützt werden soll. Sollte die Abwasser-Richtlinie umgesetzt werden, folge „ein Tsunami an Engpässen“, sagte Bork Bretthauer, Lobbyist der Generikaindustrie, dem „Spiegel“. Er sieht die aktuelle Debatte über Lieferengpässe nur als „Ouvertüre für das, was kommen wird“.
Klärwerke in größeren Städten sollen nach der Richtlinie verpflichtend eine vierte Reinigungsstufe erhalten, die etwa Rückstände von Arzneimitteln herausfiltert. Die Kosten für den Ausbau der Kläranlagen sollen zu 80 Prozent von den Arzneimittel- und Kosmetikherstellern getragen werden, da sie für einen Großteil der Schadstoffe verantwortlich sind.
Laut dem Verband kommunaler Unternehmen würde der Ausbau der Klärwerke in Deutschland schätzungsweise rund zehn Milliarden Euro kosten. Dazu kommen jährliche Betriebskosten von rund einer Milliarde Euro.
Andreas Burkhardt, Deutschland-Chef des israelischen Pharmakonzerns Teva, zu dem auch Ratiopharm gehört, warnt in einem Brief an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), die Produktion vieler „unersetzbarer Medikamente“ würde so unrentabel werden, dass man sie vom Markt nehmen müsse. Bei Standardwirkstoffen wie Paracetamol, Metformin oder dem Antibiotikum Amoxicillin würden die Mehrkosten, die ihm zufolge zwischen 0,05 und 0,44 Euro pro Tablette liegen, die Gewinnspanne überstiegen.
Die generische Industrie habe 2023 mit ambulanten rezeptpflichtigen Medikamenten in Deutschland 2,4 Milliarden Euro Umsatz gemacht. Das Missverhältnis sei „offensichtlich“, so Burkhardt.
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