„Angesichts der kritischen Versorgungslage in vielen Bereichen kommt es darauf an, die Grundstoffindustrie im Land zu halten und nicht in neue Abhängigkeiten zu geraten“, sagte Philipp Schlüter, Chef des größten deutschen Aluminiumherstellers Trimet, dem „Spiegel“. Die IG Metall warnt vor möglichen Folgeeffekten der Krise in der Grundstoffindustrie: „Verlieren wir diese Branchen, verlieren wir bald auch andere“, so Heiko Reese, Leiter des Stahlbüros der Gewerkschaft.
Auch der Düsseldorfer Ökonom Jens Südekum plädiert dafür, nennenswerte Teile der Stahl- und Chemieindustrie in Deutschland zu erhalten. Andernfalls wäre „das weltweit einzigartige Netzwerk von Industrien aller Wertschöpfungsstufen gefährdet, auf dem das deutsche Geschäftsmodell gegründet ist“. Der Autozulieferer und Maschinenbauer Kirchhoff fände es zwar ebenfalls „fatal“, ausgerechnet in der „jetzigen unsicheren geopolitischen Lage“ Basisindustrien nach Übersee ziehen zu lassen. Beiratschef Arndt Kirchhoff hält jedoch einen rein nationalen Industriestrompreis für suboptimal, besser wäre aus seiner Sicht eine europäische Lösung: „Wenn wir weiter gegenüber den USA und Asien bestehen wollen, müssen wir als Europäer geschlossen auftreten“. Alexander Becker, Chef des Stahlherstellers Georgsmarienhütte, prognostiziert, dass die Strompreise hierzulande dauerhaft bis zu fünfmal so hoch liegen werden wie in China, Indien, den USA oder der Türkei. Für die deutsche Volkswirtschaft komme es daher günstiger, den Strompreis zumindest vorübergehend zu subventionieren, statt ganze Industriezweige ziehen zu lassen. Ottmar Edenhofer, Chef des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung, warnt dagegen vor einem Subventionswettlauf mit „gefährlichen Verzerrungen des Binnenmarkts“. Es drohe ein „irreparabler Schaden“, wenn Deutschland im großen Stil den Strommarkt aushebele, so Edenhofer.