GEW hält FDP-Vorschlag zu Erziehern für „praxisfern“

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) sieht den Vorschlag der FDP, künftig verstärkt Fachkräfte, die kaum oder gar nicht Deutsch sprechen, in Kitas einzusetzen, kritisch.

Die FDP habe eine Idee laut ins Land gerufen, die sich charmant anhöre, „jedoch so pauschal nicht praxistauglich“ sei, sagte GEW-Vorstandsmitglied Doreen Siebernik der dts Nachrichtenagentur. „Der Einsatzort Kita ist nicht vergleichbar mit dem Lernort Schule. Kinder im Alter bis sechs Jahren brauchen Sprachvorbilder insbesondere wenn sie eine zweite Sprache erlernen.“

Die Kitas in Deutschland litten bereits unter „einem hohen Stresslevel“, die Kollegen seien erschöpft und zu einem bundesweit überdurchschnittlichen Teil auch „immer wieder erkrankt“, so Siebernik. Um diesen Zuständen entgegen zu wirken, sei ein Einsatz von Fachkräften mit geringen Sprachkenntnissen zwar zu begrüßen, zunächst müsste jedoch das bestehende Personal verstärkt werden: „Wenn diese Menschen zusätzlich, außerhalb des Fachkräfteschlüssels mit in den Einrichtungen arbeiten, dann kann es hilfreich sein.“ Ohne deutsche Sprachkenntnisse, oder nur mit geringen, sei das „das alleinige Führen und begleiten von Kindergruppen nicht praxistauglich“. Die Forderung der FDP, ausländische Abschlüsse schnellstmöglich anzuerkennen, wird von der Gewerkschaft geteilt. Die Zeit bis zu einer solchen Anerkennung solle dabei möglichst genutzt werden, um erste grundlegende Sprachkenntnisse zu erwerben. Für die Arbeit mit Kindern unentbehrlich sei zudem eine Qualifizierung über das Bildungssystem, die eine Auseinandersetzung mit den rechtlichen und pädagogischen Grundlagen enthalte. Die FDP habe es zu verantworten, dass vor einem Jahr das bundesweite Programm der Sprachlernkitas aus der Verantwortung des Bundes und damit der Weitergabe zusätzlicher Mittel gestrichen wurde. „Jetzt diesen Vorschlag zu unterbreiten, erscheint eher scheinheilig und ziemlich praxisfern“, sagte Siebernik der dts Nachrichtenagentur. Der Deutsche Kitaverband hält den von der FDP skizzierten Einsatz von zugewanderten Fachkräften in Kitas für denkbar, sofern diese parallel zum Spracherwerb „zeitlich befristet und in begrenztem Umfang“ tätig wären.




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