„Die Deutsche Bahn ist aus meiner Sicht gut beraten, wenn sie sich die Entscheidung offenlässt, ob auch der ICE 5 einstöckig bleiben oder aber als Doppelstockzug ins Rennen geschickt wird“, sagte der bahnpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Matthias Gastel, der „Welt“ (Donnerstagsausgabe). Statt hierüber schon zu entscheiden, hätten bloß „klare Vorgaben beispielsweise an die Barrierefreiheit und das Platzangebot für die Fahrgäste und deren Gepäck definiert werden“ sollen.
„Dann sehen wir“, so Gastel, „wie innovativ die Bahnindustrie darauf reagiert und welche Lösungen sie anbietet.“ Im November hatte die Deutsche Bahn die Unternehmen Alstom und Siemens mit der Entwicklung von Konzepten für Triebzüge beauftragt, die 400 Meter lang und mindestens 300 km/h schnell sein sowie über jeweils 950 Sitzplätze verfügen sollen. Für diese Züge, die 2030 in Betrieb gehen und dann die jetzigen ICE 3 ersetzen sollen, verlangt die DB trotz der Erfahrungen von Alstom mit doppelstöckigen TGV in Frankreich ausdrücklich Einstöckigkeit. Gastel zufolge könnte Deutschland von Doppelstock-ICEs profitieren: „Doppelstockzüge schonen dank einer höheren Sitzplatzanzahl die knappen Strecken- und Bahnhofskapazitäten. Ihr Einsatz könnte sich beispielsweise als Sprinter auf besonders nachfragestarken Strecken anbieten.“ Ein Bahn-Sprecher entgegnete auf „Welt“-Anfrage, dass einstöckige ICEs „deutlich besser zur bestehenden Infrastruktur“ passen würden, weil unter anderem die ICE-Instandhaltungswerke auf einstöckige Züge ausgelegt seien. „Darüber hinaus“, so der Bahn-Sprecher, „vermeiden wir bei einer älter werdenden Gesellschaft Treppen innerhalb des Zugs als potenzielle Zugangsbarriere und schaffen so einen einfacheren Durchgang für alle Fahrgäste. Einstieg, Toiletten, Zugang zum Bordrestaurant – alles befindet sich auf einer Ebene.“ Außerdem würden einstöckige Züge „ein besseres Raumgefühl“ vermitteln.