„Die strikte Trennung zwischen online und stationär im Einzelhandel ist nicht mehr passend“, sagte Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverband Deutschland (HDE), der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Mittwochsausgabe). Gerade während der Corona-Pandemie hätten sich auch ursprünglich rein stationäre Geschäfte einen Online-Shop zugelegt.
„Deshalb macht es auch keinen Sinn, den Online-Handel mit Sonderabgaben zu belasten. Da besteht am Ende immer die Gefahr, dass viele Händler vor Ort getroffen werden.“ Auch Christoph Wenk-Fischer, Hauptgeschäftsführer vom Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland (Bevh) hält nichts von einer Abgabe für hiesige Online-Händler. „Die Abgabe zeugt von völliger Unkenntnis des modernen Handels, denn sie bestraft die vielen kleinen und mittelgroßen Händler, die auf Online-Marktplätzen ihr Geschäft aufgebaut haben“, sagte er. Stattdessen würden die belohnt, „die sich der Digitalisierung verweigern und stadtplanerische Fehlentscheidungen getroffen haben.“ Aus Sicht von Städtetags-Hauptgeschäftführer Helmut Dedy rettet eine solche Sonder-Steuer nicht die Innenstädte. Das Problem liege tiefer: Die großen Onlinehändler würden überall verkaufen, ohne einen angemessenen Beitrag zur Finanzierung der öffentlichen Infrastruktur zu leisten. „Unterm Strich gibt es dadurch einen unfairen Wettbewerbsvorteil – der stationäre Handel kann da nicht mithalten“, sagte Dedy. Er befürwortet eine globale Mindestbesteuerung, die schon auf den Weg gebracht wurde. Vor Ort sollten sich Logistiker für die letzte Strecke zusammenschließen. Der Städte- und Gemeindebund verweist darauf, dass der Onlinehandel immer weiter wächst und in diesem Jahr auf mehr als 90 Milliarden Dollar steigen dürfte. „Der zunehmende Versandhandel und die damit verbundenen Lieferverkehre belasten die Straßen und Verkehrswege gerade in den Innenstädten und führen zu erheblichen Emissionen“, sagte der Beigeordnete Bernd Düsterdiek. Eine Paketversandsteuer sollte gerade für global agierende Online-Händler geprüft werden. Im Idealfall hofft der Verbund der Gemeinden, dass die Einnahmen daraus auch den Innenstädten helfen könnten.