Wolfgang Ischinger, ehemaliger Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, kritisiert europäische Spitzenpolitiker für ihre Beileidsbekundungen zum Tod des iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi. „Trauerbekundungen sind zwar diplomatisch üblich, aber keine Pflicht“, sagte Ischinger dem Magazin Focus.
„An den Händen Raisis klebte Blut. Bei Abwägung aller Stilfragen ist es dann nachvollziehbar, wenn von einer Kondolenzbotschaft abgesehen wird.“ Zuvor hatte EU-Ratspräsident Charles Michel im Namen der EU auf X „herzliches Beileid“ gewünscht und geschrieben, dass die „Gedanken bei der Familie“ seien. Auch der Außenbeauftragte Josep Borrell und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) kondolierten.
Raisi kam am Sonntag bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben. Er war 1988 als Vizestaatsanwalt an Hinrichtungen politischer Gefangener während des sogenannten Gefangenenmassakers beteiligt.