Das geht aus einer Sozialerhebung mit dem Titel „Studierendenbefragung in Deutschland“ hervor, die das Bundesforschungsministerium, das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) und das Deutsche Studierendenwerk (DSW) am Mittwoch vorgestellt haben. Im Sommer 2021 haben an der Erhebung rund 188.000 Studierende teilgenommen.
„37 Prozent der Studierenden verfügen im Monat über weniger als 800 Euro – das sind nochmal 60 Euro weniger, als die Düsseldorfer Tabelle zum Erhebungszeitpunkt im Sommer 2021 für den Elternunterhalt für auswärts wohnende Studierende vorgab“, kommentierte Matthias Anbuhl, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Studierendenwerks, die Ergebnisse. „Diese Gruppe ist mit eben 37 Prozent weiter größer als die Gruppe der Studierenden, die BAföG erhalten; das sind 13 Prozent.“ Anbuhl appellierte an die Bundesregierung: „Lassen Sie beim BAföG nicht nach. Erhöhen Sie die Bedarfssätze, erhöhen Sie unbedingt auch die Eltern-Freibeträge, damit endlich wieder mehr Studierende vom BAföG profitieren können.“ Mehr als ein Drittel der Studierenden habe das auch wegen der Inflation bitter nötig, so der Vorsitzende des Studierendenwerks. Grundsätzlich sehe man eine soziale Polarisierung. „Ein Viertel aller Studierenden hat mehr als 1.300 Euro im Monat zur Verfügung; dieses Viertel gilt sicher nicht als armutsgefährdet. Hier schlagen die Fern-Studierenden und die berufsbegleitend Studierenden zu Buche, die eben in aller Regel finanziell weit besser ausgestattet sind.“ Aus der Studie geht weiter hervor, dass 63 Prozent der Studierenden einer Erwerbstätigkeit nachgehen. Knapp 67 Prozent der Studierenden aus nicht-akademischem Elternhaus und rund 60 Prozent der Studierenden aus akademischem Elternhaus arbeiten neben dem Studium. Die Gründe sind unterschiedlich: Bei 68 Prozent der Studierenden aus nicht-akademischem Elternhaus, aber nur bei 50 Prozent aus akademischem Elternhaus steht die Finanzierung des Lebensunterhalts im Vordergrund. Auch Studierende, die BAföG erhalten, sind zu 55 Prozent erwerbstätig und dies häufig zur Sicherung des Lebensunterhalts (63 vs.
58 Prozent Studierende ohne BAföG). Die Miete war zum Zeitpunkt der Erhebung im Sommer 2021 der größte Ausgabenposten der Studierenden. „410 Euro geben die Studierenden im Schnitt im Monat für die Miete aus – und das ist ein Wert wie gesagt vor Inflation und Energiepreis-Krise“, so Anbuhl. „Zur Erinnerung: Beim BAföG sind fürs Wohnen derzeit 360 Euro im Monat vorgesehen. Das reicht in kaum einer Hochschulstadt für ein WG-Zimmer.“
Auch über ihre Gesundheit haben die Befragten Auskunft gegeben. Knapp 24 Prozent der Studierenden sind gesundheitlich beeinträchtigt, 16 Prozent durch die Beeinträchtigung in ihrem Studium eingeschränkt. Der größte Anteil unter den Studierenden mit studienerschwerender Beeinträchtigung berichtet von einer psychischen Beeinträchtigung (65 Prozent).
„Ihr Anteil ist nochmals deutlich – um 10 Prozentpunkte – gegenüber 2016 gestiegen, von 55 Prozent auf 65 Prozent“, sagte Anbuhl. „Wir haben im deutschen Hochschulsystem, nunmehr belegt durch die 22. Sozialerhebung, eine Mental-Health-Krise der Studierenden.“