Der Präsident des Thüringer Verfassungsschutzes, Stephan Kramer, hält es nach derzeitigem Stand als das wahrscheinlichste Szenario, dass Islamisten den schweren Anschlag bei Moskau verübt haben. Insgesamt müsse man „vorsichtig mit voreiligen Schlussfolgerungen sein, denn wir leben im Zeitalter hybrider Bedrohungen, wozu auch Propaganda und Falschinformationen von unterschiedlichen Parteien gehören“, sagte Kramer dem „Handelsblatt“ (Montagsausgabe).
Gleichwohl sei eine Urheberschaft der Terrorgruppe „Islamischer Staat Provinz Khorasan“ (ISPK) „derzeit am wahrscheinlichsten“, nicht zuletzt aufgrund der bekannten Warnungen der US-Dienste im Vorfeld vor eben genau solchen Anschlagsplänen. Mit Blick auf die Folgen sagte Kramer, der Anschlag zeige, „wie real und hoch die Gefahrenlage auch für uns ist und dass wir nicht nachlassen dürfen in unserer Gefahrenabwehr“.
Vorwürfe, die Ukraine könnte selbst in den Anschlag verwickelt oder der Urheber sein, nannte Kramer „ebenso durchsichtig wie abwegig“. „Die Ukraine würde mit solch einem brutalen Anschlag gegen Zivilisten in Russland nicht nur die Stimmung und den Hass in Russland weiter gegen sich vergrößern, sondern auch die westlichen Unterstützer mindestens irritieren, wenn nicht sogar gegen sich aufbringen.“
Dass die Terroristen möglicherweise in der Ukraine untertauchen wollten, sei zwar nicht unwahrscheinlich, belege aber nicht, dass Kiew „wissentlich involviert“ gewesen sei. Abgesehen davon passe das Anschlagsbild aber auch in die Szenarien, wie der ISPK vorgehe und „insbesondere westliche Staaten, aber auch Russland als christliches Land schon seit Jahren als Ziel von Anschlägen begreift“.