Es dabei um ein Video des Start-ups Kejf, das der Musiker Paul Würdig alias Sido mitgegründet hat. Das Unternehmen will nach eigenen Angaben „Vorurteile gegenüber Cannabis abbauen“ und mit „von Hand kultivierten“ Arzneimitteln handeln.
Lauterbach ist in dem Werbefilm als Interviewpartner zu sehen, er spricht über Themen rund um die Cannabis-Legalisierung, während Würdig seinen hohen Konsum rechtfertigt: Er sehe die 50-Gramm-Grenze kritisch, sagte der Unternehmer, er selbst habe sich ein „anderes Level antrainiert“. Tilo Lange, Sprecher des Berliner Büros der Initiative Lobbycontrol, sagte: „Bundesminister sollten sich nicht von einzelnen Unternehmen vor den Werbekarren spannen lassen.“ Lauterbach habe in diesem Fall „das nötige politische Fingerspitzengefühl missen lassen“. Auch in der Branche ist man über den SPD-Politiker verstimmt. Mehrere Start-up-Unternehmer kritisieren gegenüber dem „Spiegel“ eine Art von Wettbewerbsverzerrung: Es sei „komisch, dass ein Minister indirekt Werbung für ein Unternehmen macht“, so ein Gründer. Das liegt auch daran, dass Kejf den Auftritt Lauterbachs mittlerweile aggressiv vermarktet: Ein halbes Dutzend Instagram-Beiträge des Unternehmens zeigen und zitieren Lauterbach, die Website des Start-ups ziert ein Bild, in dem sich Minister und Musiker per Handschlag begrüßen. Im Ministerium versucht man, den Eindruck eines Testimonial-Auftritts zu zerstreuen: Das Gespräch sei Teil einer Gesprächsreihe, die der „Künstler Sido“ initiiert habe, „um über Cannabis zu informieren“, sagte ein Sprecher. Lauterbach habe den Auftritt als Möglichkeit betrachtet, den Sinn des Cannabis-Gesetzes „einem jungen Publikum näherzubringen und die Gefahren des Konsums aufzuzeigen“, dieser Plan sei „aufgegangen“. Lauterbach, der in seinen eigenen Posts auf Würdigs Start-up verlinkt, war vor seiner Zeit als Minister als strikter Gegner von politischer Werbung für Unternehmen bekannt.