„Sie muss Klarheit schaffen – und zwar nicht erst in neun Monaten“, sagte Wissler der „Welt“ (Montagsausgabe). „Entweder sie ist Mitglied dieser Partei und arbeitet mit für deren Erfolg. Dann spekuliert man nicht alle zwei Tage über ein anderes Projekt. Oder sie kehrt der Partei den Rücken.“
Es sei schließlich nicht die Parteispitze, die die Mitgliedschaft der ehemaligen Fraktionschefin infrage stelle, „sondern sie selbst tut das öffentlich“. Dass Wagenknecht damit kokettiert, eine eigene Partei zu gründen, nannte Wissler „unverantwortlich – vor allem in der jetzigen Lage mit riesigen politischen und sozialen Problemen“. Man sollte nicht dauernd und öffentlich die eigene Partei infrage stellen, „die geschlossen gegen das Bundeswehr-Sondervermögen gestimmt hat und an der Seite von Hartz-IV-Empfängern und Streikenden steht“. Auf die Frage, was eine Konkurrenzpartei Wagenknechts für die Linke bedeuten würde, sagte Wissler: „An solchen Spekulationen beteilige ich mich nicht. Aber es gibt ja offensichtlich Gründe, warum sie bisher keine Partei gegründet hat. Ich habe meine Zweifel, ob das geschehen wird.“ Besonders ärgere sie die Debatte, weil diese „die Arbeit Tausender Mitglieder überlagert“, so die Parteichefin. Es gehe nicht darum, dass Wagenknecht den Parteivorstand loben müsse, „sondern darum, dass sie die Arbeit der vielen Mitglieder durch solche Äußerungen torpediert“. Wissler räumte auch ein, dass in dem seit vielen Jahren schwelenden Konflikt Fehler gemacht worden seien. Dies sei aber „müßig“. „Wenn Menschen in einer Partei zusammenarbeiten, dann kommt es auch zu Auseinandersetzungen und Verletzungen. Aber wenn der Wille für die gemeinsame Arbeit vorhanden ist, kann man sich immer wieder zusammenraufen“, so Wissler. Wenn Wagenknecht dies wolle, „muss sie ihr Privileg der Öffentlichkeit sinnvoll nutzen, um die Linke zu stärken, statt das schädliche Gerede über eine Neugründung weiterzuführen“.