Im Jahr 2021 kamen auf zehn Studierende 4,3 Auszubildende, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Donnerstag mit. 1950 war das Verhältnis im früheren Bundesgebiet noch ein völlig anderes: Auf zehn Studierende kamen 75,5 Auszubildende.
971.000 Menschen machten damals eine Ausbildung (2021: 1,3 Millionen), wohingegen nur 129.000 Personen für ein Studium eingeschrieben waren (2021: 2,9 Millionen). Die steigende Bedeutung akademischer Bildung wird auch am wachsenden Anteil der Abiturienten sichtbar: Verfügten im Jahr 1960 etwa 6,1 Prozent der 19- bis 21-Jährigen über die Hochschulreife, lag die Studienberechtigtenquote 2020 bei 46,8 Prozent. Durch die Rückkehr zum neunjährigen Bildungsgang an Gymnasien in Niedersachsen im Schuljahr 2019/2020 und dem damit unvollständigen Abiturjahrgang gab es im Jahr 2020 jedoch ausnahmsweise weniger Studienberechtigte als in den Vorjahren, so die Statistiker. Ein erklärtes Ziel der Bildungspolitik war es, die Durchlässigkeit des Bildungssystems zu erhöhen. Dafür wurde das traditionelle dreigliedrige Schulsystem um neue Schularten wie Gesamtschulen und andere Schularten mit mehreren Bildungsgängen erweitert, was sich in einer deutlich veränderten Schullandschaft niederschlägt. Während 1960 noch 24,6 Prozent der Schüler im Sekundarbereich der allgemeinbildenden Schulen das Gymnasium besuchten, waren es 2021 bereits 44,0 Prozent. Gleichzeitig ist die Bedeutung der Hauptschule, die bis in die 1970er-Jahre die wichtigste Schulform war, stetig zurückgegangen. Nahm sie 1960 noch knapp zwei Drittel (61,9 Prozent) aller Schüler in weiterführenden Schulen (Sekundarbereich I und II) auf, besuchten 2021 nur noch 6,4 Prozent eine Hauptschule. 1970 verließ mit 18,9 Prozent noch fast ein Fünftel die Schule ohne Hauptschulabschluss, 2021 lag dieser Anteil nur noch bei 6,2 Prozent. Auch der Anteil der Absolvierenden mit Hauptschulabschluss sank deutlich, von 48,7 Prozent auf 15,9 Prozent. Dagegen wurden höhere Abschlüsse zunehmend häufiger erworben: 2021 erreichten 43,5 Prozent der Absolvierenden den mittleren Abschluss (früher Realschulabschluss) gegenüber 20,9 Prozent im Jahr 1970. Die Allgemeine Hochschulreife bzw. die Fachhochschulreife erlangten im Jahr 2021 mit 34,4 Prozent der Absolvierenden ein dreimal so hoher Anteil wie im Jahr 1970 mit 11,5 Prozent, so Destatis. Zudem hat sich die Zahl der Privatschulen in Deutschland vervielfacht. Gab es im früheren Bundesgebiet im Jahr 1950 nur 741 Privatschulen, so lag deren Zahl 2021 in Deutschland bereits bei 3757. Fast ein Zehntel (9,3 Prozent) der Kinder und Jugendlichen, welche 2021 allgemeinbildende Schulen besuchten, gingen mittlerweile auf Privatschulen. 1950 lag der Anteil im früheren Bundesgebiet noch bei 1,9 Prozent. Viele Jahre war die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen größer als das Angebot, mittlerweile wird es jedoch für Ausbildungsbetriebe zunehmend schwieriger, ihre Ausbildungsstellen zu besetzen; zum einen, da wegen der demografischen Entwicklung weniger junge Menschen die Schule verlassen, zum anderen, da vielen wohl ein Studium attraktiver erscheint.
In den ersten Jahrzehnten der Bundesrepublik war die Zahl der Auszubildenden fast ununterbrochen gestiegen: von 970.900 im Jahr 1950 auf 1.831.500 im Jahr 1985. Seit diesem historischen Höchststand ist sie überwiegend rückläufig. Zum Jahresende 2021 befanden sich 1.255.400 Personen in der dualen Berufsausbildung. Das waren 14,0 Prozent weniger als noch zehn Jahre zuvor und sogar 31,5 Prozent weniger als 1985, so das Bundesamt.
Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge ist in den vergangenen zehn Jahren ebenfalls fast kontinuierlich zurückgegangen: 2021 hatten 466.200 Menschen einen Ausbildungsvertrag neu abgeschlossen. Das waren 16,9 Prozent weniger als vor zehn Jahren (2011: 561.100 Neuverträge). Dies lässt sich nur teilweise mit dem Rückgang der Zahl junger Menschen zwischen 15 und 24 Jahren erklären, die im selben Zeitraum lediglich um sechs Prozent sank. Der Strukturwandel hat über die Jahrzehnte nicht nur zu einem Rückgang der beruflichen Ausbildung geführt, auch die Verteilung der Auszubildenden auf die verschiedenen Berufe hat sich erheblich verändert. Während 1950 bei den männlichen Auszubildenden die angehenden Maurer, Tischler und Maler dominierten, stehen heute die künftigen Kraftfahrzeugmechatroniker, Fachinformatiker und Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik an vorderster Stelle. Bei den weiblichen Auszubildenden haben sich die früher am stärksten besetzen Ausbildungsberufe von der Einzelhandelskauffrau, der Damenschneiderin und der Industriekauffrau weiter in den Dienstleistungsbereich (z.B. Kauffrau für Büromanagement, medizinische Fachangestellte und zahnmedizinische Fachangestellte) verlagert. Eine der auffälligsten Veränderungen der vergangenen Jahrzehnte betrifft die immer stärkere Bildungsbeteiligung von Frauen und Mädchen. 247.300 Frauen nahmen 2021 ein Studium auf. Damit stellen sie inzwischen mehr als die Hälfte der Studienanfänger im ersten Hochschulsemester (52,4 Prozent), 1950 lag ihr Anteil lediglich bei 18,5 Prozent. Unter den Abiturienten ist der Frauenanteil ebenfalls angestiegen: Während 1950 lediglich 32,8 Prozent der Absolventen mit allgemeiner Hochschulreife und Fachhochschulreife an allgemeinbildenden Schulen weiblich waren, betrug der Frauenanteil 2021 bereits 55,3 Prozent. Die veränderten Rollenbilder haben sich auch im Besuch der weiterführenden Schule niedergeschlagen. Bei den Gymnasien betrug der Frauenanteil 1950 nur 40,8 Prozent, inzwischen sind es knapp 53 Prozent. Unter den Auszubildenden ist der Frauenanteil ebenfalls gestiegen, wenn auch nach wie vor deutlich mehr Männer als Frauen eine Berufsausbildung im dualen System machen. Im Jahr 2021 lag der Anteil an weiblichen Azubis bei 34,5 Prozent, 1950 hatte der Frauenanteil unter den Auszubildenden bei 24,9 Prozent gelegen, so die Behörde.