Meidinger kritisiert Leistungsabfall an Schulen

Heinz-Peter Meidinger, Ehrenpräsident des Deutschen Lehrerverbands, hat vor einem Absinken des Lern-Niveau an deutschen Schulen gewarnt.

„Seit 2015 haben unsere Schulen etwa eine dreiviertel Million Flüchtlingskinder zusätzlich aufgenommen – ohne, dass dafür die nötigen zusätzlichen Lehrkräfte zur Verfügung stehen“, sagte Meidinger der „Bild“ (Donnerstagausgabe). Die aktuellen beiden großen Grundschulstudien (IQB-Bildungstrend und IGLU) hätten gezeigt, dass bei Kindern mit Migrationshintergrund die Leistungseinbrüche „erheblich größer als bei Kindern ohne Zuwanderungshintergrund“ ausfielen.

Besonders betroffen seien „Kinder der ersten Generation, die je nach Bundesland und Testbereich zwischen einem dreiviertel Schuljahr und zwei Schuljahren hinter dem erwarteten Lernstand her hinken“, so der ehemalige Präsident. Insgesamt sei der Anteil an Viertklässlern mit Migrationshintergrund innerhalb der vergangenen zehn Jahre von rund 24 Prozent auf 38 Prozent gestiegen. „Viele Schulen sind überfordert.“ Besorgniserregend sei ebenfalls der sinkende Anteil der Schulkinder, die daheim ausschließlich Deutsch sprächen. Dieser sei „von 84 Prozent auf 62 Prozent gesunken“. Viele Kinder verstünden von Anfang an Deutsch als Unterrichtssprache nicht, so Meidinger. „Immer mehr Kinder, die eingeschult werden, können mangels Deutschkenntnissen dem Unterricht nicht folgen und werden abgehängt.“ Ein weiteres Problem sei die schlechte Verteilung der Schüler, die Sprachförderung benötigten. Viele Schulen hätten „Migrationsanteile über 90 Prozent“, andere Schulen hingegen „sehr geringe“ Anteile. Auch im Hinblick auf „Werte- und Demokratieerziehung“ müsste Deutschland besser werden, so der Gymnasiallehrer. „Wir haben in Deutschland zweifellos einen tradierten und importierten Antisemitismus, dem offensiv begegnet werden muss“, so Meidinger. „Die Mehrzahl an antisemitischen Vorfällen an Schulen kommen nach unserem Eindruck aber derzeit aus dem islamistischen Umfeld.“ Dies müsse „offensiv“ angegangen werden. Zu Meidingers Handlungsempfehlungen gehören „verpflichtende Sprachtests bei allen Vierjährigen ohne Ausnahmen“. Wer eingeschult wird, solle nach Möglichkeit Deutsch verstehen und sprechen. Bei festgestellten Sprachdefiziten fordert er eine „verbindliche Sprachförderung“.

Zudem soll seiner Ansicht nach der Fremdsprachenunterricht an Grundschulen abgeschafft werden, „der vor allem Migrantenkindern, die erst Deutsch lernen müssen, überfordert“. Stattdessen hält Meidinger die volle Konzentration auf die Grundkompetenzen Lesen, Schreiben und Rechnen für unabdingbar. Der bildungspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Thomas Jarzombek (CDU), stimmt Meidinger im Hinblick auf Sprachkenntnisse zu. „Es darf nicht weiter so sein, dass Kinder ohne Sprachkenntnisse eingeschult werden“, sagte er der „Bild“.

Der alleinige Kita-Besuch sei „keine Gewähr für eine ausreichende frühkindliche Bildung.“ Die stellvertretende Generalsekretärin der CDU, Christina Stumpp, sagte: „Der Alarmruf des Lehrerverbands zeigt einmal mehr: Unserem Land droht angesichts der steigenden Flüchtlingszahlen die Überforderung. Schon jetzt fehlen Kitaplätze und Schulen, aber auch Wohnungen. So kann es nicht weitergehen.“




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