„Sie läuft bereits“, sagte Keupp dem „Stern“. „Aber anders, als viele denken. Mechanisierte Bewegungen, Durchbrüche mit Kampfpanzern und gepanzerten Fahrzeugen sind ja erst der Abschluss solcher Initiativen.“
Die Vorstellung, dass gleich zu Beginn die Panzer losrollten, hält er für falsch. Vielmehr müsse man zunächst Front und Hinterland aufklären. Jetzt gerade sei man in der zweiten Phase, in der es darum gehe, die Logistik des Gegners zu unterbinden. Ein Vorstoß mit mechanisierten Kräften erwartet Keupp frühestens Mitte Juli. Marcus Keupp forscht an der Militärakademie der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich und analysiert den Krieg unter anderem anhand von Satellitenbildern, Film-Rohmaterial und Augenzeugenberichten. Von Verhandlungen mit der russischen Seite, wie sie auch in Deutschland manche der Ukraine nahe legen, hält er zurzeit nichts. „Hinter dieser Diskussion steckt eine Mischung aus deutscher Wohlstandsverwahrlosung und kolonialer Denke. Demnach hat die angegriffene Ukraine eigentlich gar nichts zu sagen. Der Diskurs in Deutschland ist verseucht mit russischer Propaganda. Man merkt, dass viele einfach nicht einsehen wollen, dass Deutschland 20 Jahre lang einem aggressiven Imperium nachgekrochen ist.“