Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Kerstin Claus, hat die evangelische Kirche aufgefordert, Konsequenzen aus der Studie zu massenhafter sexualisierter Gewalt in der Kirche zu ziehen. „Es ist deutlich geworden, dass es in der evangelischen Kirche mehr noch als in der katholischen Kirche oder etwa im Sport an Strukturen mangelt, um die sexuelle Gewalt aufzuarbeiten“, sagte sie den Partnerzeitungen der „Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft“ (Freitagausgaben).
Außerdem sei die Frage nach Entschädigungen nicht ausreichend beantwortet. „Es darf nicht sein, dass Betroffene selbst Beträge nennen und die Entschädigungen aushandeln sollen. Das muss im landeskirchlichen Kontext geschehen“, so Claus.
Die evanglische Kirche habe sich viel zu lange Zeit mit der Aufarbeitung gelassen. „Dass es so lange gedauert hat, ist vor allem für die Betroffenen bitter.“ Im Vergleich zur katholischen Kirche habe man durch das lange Warten acht Jahre verloren, sagte Claus weiter. „Umso mehr stehen die Landeskirchen und die Landesverbände der Diakonie in der Verantwortung, jetzt die richtigen Schritte zu unternehmen.“