„Natürlich beobachten viele genau, ob in dieser aufgeheizten Situation eine COP in einem arabischen Land stattfinden kann“, sagte der langjährige Klimakonferenz-Beobachter Christoph Bals von Germanwatch dem „Spiegel“ auf Nachfrage. „Wir sehen, dass es ganz besonders in arabischen Ländern im Moment viele Emotionen gegen Israelis, generell Juden, auch etwa gegen US-Amerikaner gibt.“
Deshalb müsse man sich fragen, ob die Vereinten Nationen (UN) sowie die COP-Präsidentschaft die Sicherheit der Delegierten, Journalisten und Vertreter der Zivilgesellschaft aus diesen Ländern gewährleisten könne. „Israel ist Mitglied der UN-Klimarahmenkonvention und dem Weltklimaabkommen. Palästina hat einen Beobachterstatus“, so Bals. Er stellte die Frage, ob für beide die Sicherheit garantiert werden könne. Bisher wollen offizielle Stellen eine mögliche Absage nicht bestätigen. Das Auswärtige Amt dementierte die Gerüchte auf Anfrage des Nachrichtenmagazins. Das UN-Klimasekretariat kommentierte, bisher gebe es noch keine Auswirkungen auf die COP-Pläne. Immerhin, so erklärt ein UN-Sprecher, habe auch die berühmte Klimakonferenz in Paris 2015 stattgefunden, obwohl es kurz vor Beginn islamistische Anschläge in der Stadt gab. Unabhängig von der Gefahrenlage befürchten Klimapolitik-Experten, die besonders wichtigen Verhandlungspartner könnten derzeit mit dem Nahostkonflikt so beschäftigt sein, dass die Vorbereitungen auf die COP28 darunter leideten. Außerdem könnten reichere Länder weniger Gelder zur Verfügung stellen, weil diese derzeit in die Unterstützung von Konfliktgebieten fließen würden. Auch das Ziel, endlich einen Ausstieg aus den fossilen Energien zu beschließen, könnte scheitern. „Die wieder gestiegenen Gaspreise verstärken die Polarisierung zwischen denen, die möglichst lange noch viel Geld mit Öl und Gas verdienen wollen, und denen, die möglichst schnell aus Öl und Gas aussteigen wollen“, sagte Klimapolitik-Experte Bals.
Selbst wenn die Konferenz nicht abgesagt wird, könnte sie ein Flop werden. Auch der Klimaforscher Niklas Höhne, Gründer des New Climate Institute, hält Die Ausgangslage für die COP28 für ohnehin sehr schwierig. „Die Weltlage könnte verhindern, dass die wichtigsten Treibhausgasemittenten, USA und China, sich über ambitionierte Klimapolitik austauschen“, so Höhne.