Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, hält es für möglich, dass Deutschland seinen Energiebedarf 2030 zu 100 Prozent aus Erneuerbaren Energien deckt. „Im vergangenen Jahr haben wir erstmals über 50 Prozent Strom aus Erneuerbaren produziert. Das ist ein guter Ansporn, die Anstrengungen fortzusetzen“, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Samstagausgaben).
„Bis 2030 wollen wir 80 Prozent erreichen. Dafür muss der Windausbau beschleunigt werden. Auch 100 Prozent halte ich für möglich.“ Bei der Windkraft habe Deutschland seine Ziele noch nicht erreicht.
Vor allem in den südlichen Bundesländern komme der Ausbau nicht schnell genug voran. „Diese Defizite müssen dringend ausgeglichen werden“, forderte Müller. „Wir brauchen mehr Tempo in den Genehmigungsbehörden der Länder. Es geht um mehr Personal und weniger Bürokratie – auch bei Windparks in Wäldern und anderen geschützten Gebieten.“
Zur Wahrheit gehöre aber, dass es in Deutschland immer Dunkelflauten ohne Wind und Sonne geben werde – was neue Gaskraftwerke erforderlich mache. Müller rief die Bundesregierung dazu auf, zeitnah die geplante Kraftwerksstrategie vorzulegen. „Die Energieversorger warten dringend darauf, um die Gaskraftwerke, die langfristig dann auf Wasserstoff umgestellt werden sollen, bis 2030 fertigstellen zu können“, sagte er. Müller ließ erkennen, dass andernfalls der Kohleausstieg 2030 infrage steht.
„Ich halte die Formulierung im Koalitionsvertrag für schlau, den Kohleausstieg idealerweise bis 2030 hinzubekommen. Wir krempeln die Ärmel hoch und tun alles dafür, dass es möglich wird“, sagte er. „Priorität hat, dass in Deutschland nicht die Lichter ausgehen.“ Zufrieden zeigte sich Müller über den Stromnetz-Ausbau.
Deutschland sei viel schneller als in der Vergangenheit. „Wir können zukünftig Genehmigungen in drei bis vier statt in sechs Jahren erteilen“, sagte er. „2023 ist die Zahl der genehmigten Leitungskilometer deutlich angestiegen. Wir gehen davon aus, dass wir in den kommenden Jahren noch größere Fortschritte sehen werden. Bis Ende 2025 wollen wir insgesamt 4.400 Kilometer Leitungen genehmigt haben, aktuell sind es 1.300.“