„Es fehlt an allem: Konverterplattformen, Turbinen, Fundamenten, Schiffen“, sagte Andreas Mummert, Leiter Politik der Stiftung Offshore Windenergie, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Mittwochausgabe). Mit den aktuellen Kapazitäten werde die Erreichung des Ausbauziels von 30 Gigawatt bis 2030 „nicht gelingen“.
Der Vorsitzende des an vielen Offshore-Projekten beteiligten Übertragungsnetzbetreibers 50-Hertz, Stefan Kapferer, sagte der „NOZ“: „Es müssen rasch Lösungen gefunden werden, sonst wird das grüne Großkraftwerk in Nord- und Ostsee, über das Bundeskanzler Olaf Scholz beim Offshore-Gipfel in Ostende im April gesprochen hat, nicht schnell genug fertig. Und das wäre für Deutschland und Europa nicht gut.“ Erst im Juni hatte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ein Regierungsabkommen mit Dänemark über den Aufbau eines neuen Offshore-Parks vor der Insel Bornholm unterzeichnet, in das 50-Hertz eingebunden ist. Nun warnte dessen Chef Kapferer, die Verknappung auf den Zuliefermärkten durch den Energiewende-Turbo „könnte auch Bornholm Energy Island und vergleichbare Projekte verzögern“, wenn benötigte Komponenten mit „erheblicher“ Verspätung eingingen. „Wenn wir ehrlich sind, müssen wir feststellen: Es fehlt an allem. Und das wird auf Jahre so bleiben“, sagte Kapferer. Angesichts der Produktionsengpässe riefen Mummert und Kapferer die Bundesregierung auf, eine schon seit anderthalb Jahren auf dem Bundeswehrgelände in Rostock-Warnemünde geplante Offshore-Fabrik zu genehmigen, die Konverterplattformen in Serie bauen könnte. Die Hängepartie sei „mehr als bedauerlich“, sagte Mummert. „Es braucht den politischen Willen zur Einigung und den Handschlag auf Kanzler- und Ministerebene.“ Kapferer warf dem Bundesverteidigungsministerium eine „sehr ärgerliche“ Blockade vor. „Das ist keine angemessene Antwort auf solche Engpässe. Da muss das Bundesverteidigungsministerium sich endlich bewegen.“ Das Wirtschaftsministerium teilte der NOZ auf Nachfrage mit, es liefen „intensive Gespräche innerhalb der Bundesregierung“ sowie mit Unternehmen mit dem Ziel, die Plattform-Produktion zu ermöglichen. Kapferer forderte die Politik auf, insgesamt mehr zu tun, um die benötigten Kapazitäten zu schaffen. „Die Bemühungen der Ampel reichen nicht aus. Hier geht es um Industrie- und Standortpolitik pur.“
Die Stiftung Offshore Windenergie drängt auf eine Ausweitung der Finanzierungsinstrumente insbesondere für Mittelstandsunternehmen, aber auch auf eine Bundesbeteiligung am Hafenausbau in Cuxhaven. „Eine Beteiligung des Bundes könnte hier zu einer schnellen Umsetzung führen. Daran hängt es“, sagte Mummert.