„Die Menschen können das nicht allein“, sagte der britische Wissenschaftler dem „Tagesspiegel“ (Donnerstagausgabe) und riet, die Frage individueller Verhaltensänderungen „mit höchstmöglichem Feingefühl“ anzugehen. „Schließlich macht unser Verhalten uns als Individuen aus.“
Ein Risiko sei, „dass der Fokus stark auf dem Negativen liegt, auf Untergang und Verzweiflung angesichts der schlimmen Dinge, die passieren können“. Dabei gebe es genug Handlungsmöglichkeiten. „Die Zukunft ist nicht hoffnungslos“, sagte Skea. Neben negativen Folgen des Klimawandels müssten deshalb die Lösungen für die Klimakrise noch stärker betont werden. „Wir sind keine Kaninchen, die ins heranrasende Scheinwerferlicht starren“, so der Physiker. Notwendig für die Bereitschaft zur Veränderung bei vielen Menschen sei „eine Umgebung, die sie zu klimafreundlichem Verhalten befähigt, entsprechende Infrastruktur und Technologien“. Deshalb laufe seiner Ansicht nach die Debatte darüber, ob wir unser Verhalten ändern oder auf neue Technologien setzen sollten, auch ins Leere. „Beide Dinge gehören zusammen und interagieren miteinander.“ Als Vorsitzender der schottischen „Just Transition Commission“ hat er selbst praktische Erfahrungen mit den gesellschaftlichen Veränderungsprozessen gemacht. Kommunikation ist für ihn dabei ein Schlüssel. „Man muss wirklich zuhören, wie sich Klimaschutzmaßnahmen auf das Leben der Menschen auswirken“, sagte Skea. „Man muss sich der sozialen und wirtschaftlichen Folgen von Klimaschutzmaßnahmen sehr bewusst sein und die entsprechenden Auswirkungen gut managen. Das geht nur, wenn man mit den Menschen redet.“ Zugleich mahnt Skea zu weitreichenden Klimaschutzmaßnahmen. Wenn die globalen Treibhausgas-Emissionen in den kommenden Jahren bis 2030 nicht deutlich sinken, „ist es schwer vorstellbar, wie wir die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzen wollen“, so der Physiker. Im Pariser Klimaabkommen von 2014 haben sich die Staaten darauf geeinigt, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, am besten auf 1,5 Grad im Vergleich zur Zeit vor der Industrialisierung zu begrenzen. Das Überschreiten der 1,5-Grad-Grenze ist bereits für „einige Teile der Welt eine existenzielle Bedrohung“, sagte Skea. Allerdings mache auch darüber hinaus jedes weitere Zehntel Grad mehr oder weniger Erderwärmung einen Unterschied, was die Folgen des Klimawandels betreffe. „Wenn wir also die 1,5-Grad-Grenze reißen, sollten wir nicht aufgeben, sondern müssen unsere Anstrengungen verdoppeln und verdreifachen.“ Der britische Physiker ist Ende Juli in Nairobi zum neuen Vorsitzenden des Weltklimarates gewählt worden.
Der IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) ist eine UN-Institution, der 195 Staaten angehören, und für die tausende Wissenschaftler und Forscher in mehrjährigen Berichts-Zyklen als Autoren und Gutachter den aktuellen Wissensstand zur Klimalage zusammenfassen.