Mehr als drei Viertel der Beschäftigten in drei der fünf am niedrigsten entlohnten Berufen in Deutschland sind Frauen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine schriftliche Frage der Linken im Bundestag hervor, über die die „Rheinische Post“ in ihrer Dienstagsausgabe berichtet.
Die Regierung beruft sich auf aktuelle Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA). Demnach waren 2022 in den Berufen „Floristik“, „Körperpflege“ und „Verkauf von Lebensmitteln“ mehr als drei Viertel der Beschäftigten weiblich. Gleichzeitig waren die mittleren Einkommen in diesen Berufen 1.400 bis 1.700 Euro geringer als das durchschnittliche Einkommen aller Beschäftigten in der Gesamtwirtschaft.
Zu den fünf am geringsten entlohnten Berufen gehören auch die Pferdewirtschaft und die Gastronomie. Auch hier liegt der Beschäftigungsanteil von Frauen über 50 Prozent. Die geringe Entlohnung in den sogenannten weiblichen Berufen und hohe Teilzeitquoten von Frauen auch gerade in diesen fünf Berufen sind Gründe dafür, dass Frauen im Durchschnitt weiter deutlich weniger verdienen als Männer.
Die Bilanz bei der Annäherung der Gehaltsunterschiede auch deshalb weiter schlecht aus. Der sogenannte Gender Pay Gap zwischen Männern und Frauen betrug 2023 laut Statistischem Bundesamt in Deutschland 18 Prozent der Stundenverdienste. Bei den fünf Berufen mit dem höchsten mittleren Einkommen sind Frauen hingegen mit Anteilen von unter 50 Prozent in der Minderheit, wie aus den BA-Daten hervorgeht.
In den Berufen „Fahrzugführung von Flugzeugen“ und „Geschäftsführung und Vorstand“, die mit einem Medianeinkommen von über 6.750 Euro zu den Top-Berufen zählen, sind gerade einmal 5,4 Prozent oder 18,9 Prozent der Beschäftigten Frauen. Auch der Beruf „Technische Forschung und Entwicklung“ weist unter den Top-Berufen mit 12,3 Prozent eine niedrige Frauenquote auf.
Große Ungleichheit zwischen den Geschlechtern gibt es auch bei den Anteilen von Voll- und Teilzeitbeschäftigten. So lag die Teilzeitquote in den fünf Berufen mit den meisten männlichen Beschäftigten im Jahr 2022 zwischen vier und elf Prozent. Die fünf Berufe mit den meisten weiblichen Beschäftigten wiesen hingegen Teilzeitquoten zwischen 40 und 80 Prozent auf.
„In typisch weiblichen Berufen fehlt noch immer nicht nur die Anerkennung, sondern auch eine gerechte Entlohnung für die wichtige und harte Arbeit der Beschäftigten. Die Ampel muss ihren gleichstellungsberechtigten Versprechungen endlich Taten folgen lassen“, sagte die Linken-Abgeordnete Susanne Ferschl. Das Entgelttransparenzgesetz habe an der ungerechten Lohnlücke nichts geändert. „Es ist Zeit, echte Ansprüche zu schaffen.“