Oliver Koppel, Innovationsexperte am Institut der deutschen Wirtschaft (IW), begründet dies mit dem Zulauf für die Partei insbesondere in innovationsschwachen Regionen. „Die Tatsache, dass die AfD Zuwanderung ablehnt, wirkt innovationsschädlich, denn gerade diese Regionen sind auf qualifizierte Zuwanderung angewiesen, um ihre Innovations- und Fachkräftebasis zu stärken“, sagte Koppel dem „Handelsblatt“ (Dienstagausgabe).
Ausländische Ingenieure überlegten sich aber sehr genau, in welchen Regionen Deutschlands sie sich niederlassen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) teilt die Einschätzung des IW. „Sie gilt nicht nur für die Zuwanderung aus Nicht-EU-Staaten, sondern, mit der Ausnahme von Polen, leider auch für die Zuwanderung aus vielen, vor allem westlichen EU-Mitgliedsstaaten“, sagte Alexander Kritikos, der am DIW die Forschungsgruppe Entrepreneurship leitet, dem „Handelsblatt“ (Dienstagausgabe). Grundsätzlich sei die Zustimmung zur AfD in ostdeutschen Regionen strukturell höher als in westdeutschen Regionen. Aus Sicht von Kritikos begünstigen drei regionale Merkmale die teils hohe Zustimmung zur AfD. Entweder seien die betreffenden Regionen ökonomisch wenig attraktiv, etwa wenn dort die durchschnittlichen Einkommen relativ gering sind, wie zum Beispiel in Gelsenkirchen. Oder in den Regionen seien die Arbeitsplätze „strukturell verwundbar“. Das ist laut Kritikos dann der Fall, wenn eine hohe Automatisierung die Arbeitsplätze von Industriearbeitern gefährdet, etwa in der Automobil- oder der Chemieindustrie. Als drittes Merkmal nannte Kritikos eine negative demografische Entwicklung. Dies bedeutet, dass mehr jüngere Menschen abwandern als zuwandern und die Region von Überalterung gezeichnet ist.
Das gelte in den ostdeutschen Regionen besonders stark, teilweise aber auch im Westen Deutschlands, etwa in der Region östlich von Passau, erläuterte der DIW-Experte.