„Es kann günstiger sein, Strom zu importieren, als ihn teurer bei uns zu produzieren“, sagte Behördenpräsident Klaus Müller dem „Spiegel“. Im Außenhandel komme es darauf an, welche Kraftwerke zur jeweiligen Stunde am preiswertesten liefern können.
„Und das sind fast immer die Erneuerbaren“, so Müller. „Auch aus Frankreich, von wo zuletzt unter anderem billiger Solarstrom zu uns kommt.“ Die Importe würden somit die Großhandelspreise in Deutschland senken. Der Netzagentur zufolge hat Deutschland im Mai netto gut 3,5 Terawattstunden Strom aus dem Ausland bezogen; das ist die Summe der Importe abzüglich der Exporte. Damit hat die Bundesrepublik im selben Monat gut neun Prozent ihres Stromverbrauchs mit ausländischer Hilfe gedeckt. Der Importsaldo lag deutlich höher als in den vergangenen Jahren. In der ersten Junihälfte blieben die Einfuhren auf hohem Niveau. Beim importierten Strom im Mai handelte es sich laut der Denkfabrik Agora Energiewende zu 52 Prozent um erneuerbare Energie, zu 23 Prozent um Atom- und zu sieben Prozent um Kohlestrom. Das wichtigste Bezugsland war Frankreich, gefolgt von Dänemark und der Schweiz. Die Ökostromerzeugung in Europa profitiert derzeit unter anderem von den vielen Niederschlägen im ersten Quartal; sie steigern nun die Ausbeute der Wasserkraft, etwa in Norwegen und der Schweiz. Mit dem Atomausstieg am 15. April sind hierzulande jene drei Kraftwerke vom Netz gegangen, die – nach den erneuerbaren Energien – die niedrigsten Grenzkosten hatten, so bezeichnet man den Preis einer zusätzlich erzeugten Megawattstunde. Dem weggefallenen Atomstrom stehe nun zu einem Teil ein niedrigerer Verbrauch gegenüber, zu einem anderen Teil zusätzliche Erzeugung durch neue Erneuerbare-Anlagen, sagte Philipp Godron von Agora. Zwar ragt die Höhe der Importe in diesem Frühjahr heraus, Deutschland musste jedoch schon in früheren Jahren im Mai und Juni importieren, die Windproduktion ist in den Wintermonaten stärker.