Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) hat mit Unverständnis auf die jüngste Sonntagsfrage reagiert, wonach das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) in Thüringen aus dem Stand 21 Prozent der Stimmen bekommen würde – und das trotz einer grundsätzlich hohen Zufriedenheit der Wähler mit seiner Arbeit als Ministerpräsident. Das sei eine „Paradoxie“, die nur mit Emotionen zu tun habe, nicht aber mit Realpolitik, sagte er dem Fernsehsender „Welt“.
„Das besondere Phänomen heißt Bündnis Sahra Wagenknecht, eine aus der Linken entstandene neue Partei, die aber auf einmal zu einer Säulenheiligen wird.“ Der Person Sahra Wagenknecht selbst kommt aus Ramelows Sicht eine völlig von der Realität losgelöste Rolle zu. „Sie kandidiert überhaupt nicht. Zur Europawahl stand sie in Ostdeutschland überhaupt nicht auf den Wahllisten. Sie hat nicht kandidiert, und trotzdem ist sie mit 15 Prozent gevotet worden. Und jetzt, bei den Umfragen in Thüringen, ist es so, dass auf einmal das Bündnis Sahra Wagenknecht in Thüringen bei 21 Prozent liegt, obwohl sie in Thüringen gar nicht kandidiert.“
Das heißt, er habe enorme Zuwächse, auch positive Zuwächse in der Beliebtheit als Politiker in Thüringen und seine eigene Partei zerreibe es gerade. „Das ist eine Paradoxie, bei der ich das Gefühl habe, dass man eine Emotion wählt, dass man sagt: Na ja, aber die sagt denen, weil die sitzt ja in jeder Talkshow und zurzeit kriegt sie in jedem Programm auch noch Sondersendungen. Das finde ich hoch erstaunlich.“
Eine logische Erklärung jenseits der Emotionalität findet Ramelow dafür nicht. Denn gleichzeitig sei es ja so, dass die Menschen nicht einmal unzufrieden mit seiner Arbeit als Ministerpräsident seien und auch mit ihm als Person durchaus einverstanden zu sein scheinen, so der Linken-Politiker.