Nur 13,9 Prozent der Führungskräfte in obersten Bundesbehörden sind gebürtige Ostdeutsche, wie aus einem Bericht des Ostbeauftragten der Bundesregierung Carsten Schneider (SPD) hervorgeht, über den die Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Mittwochausgaben) berichten. Wird Ostdeutschland ohne Berlin betrachtet, halbiert sich der Anteil sogar fast auf 7,5 Prozent.
„Über alle Führungsebenen hinweg sind Ostdeutsche nicht ihrem Anteil an der Gesamtbevölkerung entsprechend vertreten“, heißt es in dem Bericht. Das Papier wird an diesem Mittwoch im Bundeskabinett beraten. Für die erstmals erhobene Statistik hatte Schneider die Herkunft des Führungspersonals auf mehr als 3.600 Positionen in 93 Bundesbehörden untersuchen lassen. Dazu gehörten unter anderem Bundesregierung, Bundestag, Bundespräsidialamt, Bundesrat und Bundesverfassungsgericht sowie sämtliche Bundesgerichte.
„In den höheren Führungsebenen ist die Unterrepräsentation besonders stark ausgeprägt. So liegt der Anteil Ostdeutscher in den Leitungsebenen bei 6,8 Prozent, ohne Berlin bei 4,5 Prozent“, heißt es in dem Bericht. Aus Sicht Schneiders belegen die Zahlen „eine deutliche Benachteiligung“ Ostdeutscher bei der Verteilung von Führungspositionen in der Bundesverwaltung. „Wie in anderen Bereichen der Gesellschaft handelt sich um eine Art unbewusster Diskriminierung von Menschen aus dem Osten“, sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete.
„Insbesondere für die älteren Generationen im Osten gab es wenig Zugang zu hochdotierten Stellen im öffentlichen Dienst auf Bundes- und Landesebene, da nach der Wende vor allem junge Westdeutsche diese Positionen besetzt haben und bis heute besetzen.“ Als ostdeutsch gelten in der Erhebung Menschen, die in den neuen Bundesländern geboren wurden. Schneider mahnt angesichts der Zahlen eine Selbstverpflichtung der Bundesregierung an, beim Bemühen um eine höhere Diversität künftig auch Ostdeutsche im Blick zu haben: „Auf allen Hierarchiestufen muss die Sensibilität für die Unterrepräsentation von Ostdeutschen in Führungspositionen vorhanden sein“, fordert Schneider in dem Bericht. „Eine bessere Repräsentation und die öffentliche Sichtbarkeit von Ostdeutschen in Führungspositionen gerade auch in der Bundesverwaltung können das Vertrauen in die Demokratie stärken und die Akzeptanz auch für schwierige politische Entscheidungen erhöhen.“