Der CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen hat Überlegungen eines Ringtausches von Marschflugkörpern für die Ukraine mit Großbritannien und Frankreich scharf kritisiert. „Für Deutschland ist es peinlich, wenn Großbritannien sich Gedanken macht, wie man dem Bundeskanzler aus der Patsche helfen kann“, sagte er dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.
„Die Briten sind zu dem Schluss gekommen, dass die Koalition in Berlin aus eigenen Kräften nicht zu einer Entscheidung kommen wird. Das sagt leider alles über das internationale Ansehen der Bundesregierung.“
Röttgen fügte hinzu: „In der Sache ist der britische Vorschlag nur die zweitbeste Lösung. Die mit Abstand beste Lösung ist es, die deutschen Marschflugkörper Taurus in größtmöglichem Umfang an die Ukraine zu liefern und für Deutschland sofort nachzubestellen.“ Die Produktionsfirma sei lieferfähig und -willig.
Der Vorsitzende des Europaausschusses im Bundestag, Anton Hofreiter (Grüne), reagierte mit Skepsis auf einen möglichen Marschflugkörper-Ringtausch mit Großbritannien, sieht die Option aber ebenfalls als zweitbeste Lösung für die Ukraine. „Die Ukraine ist militärisch unter Druck. Marschflugkörper helfen der ukrainischen Armee, die Nachschublinien der russischen Streitkräfte zu schwächen“, sagte er der „Rheinischen Post“ (Freitagsausgabe).
„Insbesondere Taurus würden für die Ukraine eine wichtige Unterstützung bedeuten, da diese nicht auf ein GPS-Signal angewiesen und durch elektronische Kriegsführung weniger leicht störbar sind.“ Bevor die Ukraine gar keine Marschflugkörper zur Verfügung gestellt bekomme, sei es immer noch besser, wenn in Form eines Ringtauschs zumindest Storm Shadow geliefert würden.
„Wenn ein solcher Ringtausch durchgeführt wird, sollte es Großbritannien freistehen, selbst über die Lieferung der Taurus an die Ukraine zu entscheiden“, sagte Hofreiter. Er übte in dem Zusammenhang scharfe Kritik an der Bundesregierung. „Dass sich die Entscheidung über die Lieferung von Taurus bald ein Jahr hinzieht, wirft kein gutes Licht auf das Kanzleramt. Ich bin überzeugt, dass der russische Präsident erst zu ernsthaften Verhandlungen bereit ist, wenn er erkennt, dass er diesen Krieg nicht gewinnt“, so Hofreiter.