RWE kritisiert ständige Debatte um AKW-Verlängerung

Der Chef von Deutschlands größtem Stromerzeuger RWE kritisiert die andauernde Debatte über eine Verlängerung der Laufzeit von Atomkraftwerken.

Er erwarte nicht, dass die Bundesregierung RWE bitten könnte, doch neue Brennstäbe zu kaufen, sagte Markus Krebber dem „Spiegel“. „Es gibt ein finales Ausstiegsdatum, ich gehe davon aus, dass es dabei bleibt.“

RWE betreibt das Kernkraftwerk Emsland in Niedersachsen. Krebber bezeichnet die fortwährende Diskussion um Atomkraft als falsch. „Das politische Kapital und die Energie, die wir auf relativ wenig Erzeugungskapazität verschwenden, sollten wir lieber in den Ausbau der Erneuerbaren oder den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft stecken“, so der RWE-Chef. „Daran hängt die Zukunft dieses Landes, nicht an der Frage, ob vier Gigawatt Kernenergie ein oder zwei oder drei Jahre länger laufen.“ Nach dem ersten Gesetzentwurf zur geplanten Abschöpfung von „Übergewinnen“ im Strommarkt fordert er großzügigere Regeln für den kurzfristigen Weiterbetrieb von Braunkohlekraftwerken. „Da müssen wir jetzt 1.000 Mitarbeiter überzeugen, länger zu bleiben, und haben zusätzlichen Instandhaltungsaufwand“, so Krebber. „Damit sich das rechnet, brauchen wir hier höhere Erträge.“ RWE betreibt mehrere Braunkohlekraftwerke in Nordrhein-Westfalen. Mit der Bundesregierung hat der Konzern im Zuge eines auf 2030 vorgezogenen Kohleausstiegs vereinbart, dass kurzfristig zwei Kraftwerksblöcke 15 Monate länger am Netz bleiben als ursprünglich geplant. Krebber fordert deshalb, dass bei der Kohle ähnliche Regeln gelten sollten wie bei der Atomkraft: Hier soll die Gewinnabschöpfung 2022 höher ausfallen als im kommenden Jahr, um zusätzliche Kosten für die Verlängerung zu berücksichtigen. Die Bedingungen der Abschöpfung müssten so gestaltet sein, dass Deutschland nicht die Lösung des Problems riskiere, mahnt Krebber: „Wir kommen aus der Klimakrise und der Energiepreiskrise nur mit massiven Investitionen in neue Anlagen und Infrastruktur heraus.“ Unternehmen bräuchten in erster Linie Sicherheit und nicht ständig neue Regeln. „Deshalb muss es dabei bleiben, dass die Gewinnabschöpfung spätestens 2024 endet“, sagte der RWE-Chef. In der Debatte um Menschenrechtsverletzungen in Katar, dem Austragungsort der Fußball-Weltmeisterschaft, plädiert Krebber für einen fortgesetzten Dialog: „Die Golfregion kann für Europas Energieversorgung eine wichtige Rolle spielen“, so der RWE-Chef. „Gerade weil wir uns nicht mehr in einseitige Abhängigkeiten begeben wollen, sollten wir diese Zusammenarbeit stärken – und sie nicht den USA oder asiatischen Ländern überlassen.“ Die staatliche „Qatar Investment Authority“ hat angekündigt, im nächsten Jahr als größer Einzelaktionär bei RWE einzusteigen.




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