Als Reaktion auf zahlreiche unbesetzte Schulleiterstellen senkt Sachsen-Anhalts Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) die Anforderungen an Bewerber. Das berichtet die „Mitteldeutsche Zeitung“ unter Berufung auf einen Sprecher des Bildungsministeriums.
Findet das Landesschulamt in einem Besetzungsverfahren keinen ausgebildeten Lehrer, darf es demnach in einem zweiten Anlauf künftig auch die Bewerbung von Seiteneinsteigern zulassen. Diese müssen allerdings eine mindestens fünfjährige Unterrichtserfahrung vorweisen. Ein entsprechender Erlass ist bereits Ende Oktober in Kraft getreten.
Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) begründet die Neuerung mit einem strukturellen Problem. „Leider weist die Personaldecke in der Altersgruppe, die sich gut für Funktionsstellen eignen würde, Löcher auf“, sagte Feußner der MZ. Eine Besetzung mit motivierten Lehrkräften habe aber großen Einfluss „auf die Schülerschaft, die Zufriedenheit des Kollegiums und die gesamte Schulgemeinschaft“. Sie wolle mehr Lehrkräfte ermutigen, diese Posten zu übernehmen. Der Erlass ermöglicht auch das Zahlen von Gehaltszulagen.
Aktuell sind laut Bildungsministerium 55 öffentliche Schulen ohne regulären Schulleiter, was einem Anteil von sieben Prozent entspricht. Allerdings sind nicht alle Schulformen gleichermaßen betroffen. In den 62 Gymnasien sind die Direktorenzimmer sämtlich besetzt, Sekundarschulen hingegen kommen auf eine Vakanz von 6,7 Prozent. Am größten ist der Mangel in Grundschulen, wo 9,4 Prozent der Schulleiterposten unbesetzt sind.
Der Verband Sonderpädagogik (VDS), der insbesondere die Interessen der Förderschullehrer vertritt, begrüßt die Öffnung der Leitungspositionen für Menschen ohne Lehramtsstudium. „Diese Seiteneinsteiger sind nicht nur ein Notnagel, sie bringen neue Perspektiven und frisches Blut in die Schulen. Deshalb sollen sie auch Verantwortung übernehmen dürfen“, sagte VDS-Pressesprecher Sören Messerschmidt der Zeitung.
Zurückhaltend reagiert hingegen die Lehrergewerkschaft GEW. „Es kann Menschen ohne Lehramtsstudium geben, die das gut hinkriegen“, sagte GEW-Landeschefin Eva Gerth. Seiteneinsteiger müssten allerdings vor einer Beförderung besonders gründlich überprüft werden, forderte sie. „Ich wünsche mir, dass die Bewerber pädagogisch und von den Führungsfähigkeiten wirklich gut geeignet sind und nicht nur genommen werden, weil man sonst niemanden hat.“ Zudem müsse auch das Kollegium gefragt werden.
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