Selenskyj sieht Auf und Ab im Verhältnis zu Deutschland

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte anfangs ein schwieriges Verhältnis zur deutschen Politik, sieht aber mittlerweile auch positive Entwicklungen.

Das sagte er dem „Spiegel“ in Kiew. „Unser Verhältnis zu Deutschland verläuft sozusagen wellenförmig, es ist ein Auf und Ab.“ Über den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz sagte er: „Ich muss Druck machen, der Ukraine zu helfen und ihn ständig überzeugen, dass diese Hilfe nicht für uns ist, sondern für die Europäer.“

Die anfänglich konservative Haltung des Kanzlers habe sich auf einmal geändert, so der ukrainische Präsident. Später habe er auch endlich Unterstützung vom Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier bekommen, „mit dem ich vorher Schwierigkeiten hatte, vor allem wegen der sogenannten Steinmeier-Formel“, einem nach dem damaligen deutschen Außenminister benannten, umstrittenen Lösungsvorschlag für eine Umsetzung der Minsker Abkommen. Alle hätten jedoch gute Arbeit geleistet, so Selenskyj, auch die deutsche Seite, man habe die Beziehungen und das Verständnis verändert: „Wir haben Iris-T-Flugabwehrsysteme bekommen, wofür ich Deutschland sehr dankbar bin. Sie haben eine Menge Leben gerettet. Ich habe dem Kanzler gesagt: Olaf, hör zu, uns fehlen Raketen.“ Nur jetzt sei man mit der Debatte über die deutschen Panzer wieder in einer schwierigen Phase. „Das ist emotional und komplex.“ Der russische Präsident Putin sei, so Selenskyj, „ein Drache, der fressen muss“. Man könne ihn nicht aufhalten, indem man ihm ein Land nach dem anderen gebe: „Wenn die Russen erst mal an eurer Grenze stehen, werdet ihr das Leben eurer Leute opfern müssen. Deshalb ist das, was die Ukraine heute tut, für euer Land günstiger.“ Die Ukrainer würden Putin nicht verzeihen. Und die westlichen Staatschefs müssten verstehen: „Ja, der Krieg muss beendet werden. Aber man kann nicht mehr zwischen den Stühlen sitzen.“ Selenskyj bestätigte, dass es Versuche gegeben habe, ihn zu töten. Er kommentierte auch eine Aussage des israelischen Ex-Premiers Naftali Bennett, der vergangene Woche behauptet hatte, Putin habe ihm versprochen, Selenskyj nicht zu töten: „Die Leute reden viel, das ist schon lustig. Nun, es wäre ein harter Schlag für unser Land gewesen, wenn die Russen mich losgeworden wären, besonders zu Beginn des Krieges. Weil es in solchen Momenten wichtig ist, dass die Menschen einen Magneten haben, der sie anzieht, an dem sie sich orientieren können.“




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