SPD-Politiker Michael Roth verlässt die Politik

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Michael Roth verlässt im kommenden Jahr die Politik.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Michael Roth verlässt im kommenden Jahr die Politik. „Bis zur Bundestagswahl mache ich noch, danach bin ich raus“, sagte er dem „Stern“.

Grund sei eine Entfremdung von seiner Partei und dem Politikbetrieb. „Ich habe den Biss nicht mehr. Ich spüre eine innere Distanz zum Betrieb. Jetzt ist mal Schluss mit Politik.“

Roth, seit 2021 Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses, sprach von einem schleichenden Entfremdungsprozess von der SPD. Er sei leidenschaftlicher Sozialdemokrat, sagte er. „Aber im letzten Jahr habe ich gemerkt, dass ich mit unseren Sitzungen immer mehr fremdele, dass mich die Gremien stören, die Stimmung darin. Wenn die Tür zum Fraktionssaal aufging, hatte ich zuletzt den Eindruck, ich steige in einen Kühlschrank.“

Roth sagte weiter: „Manchmal fühlte ich mich wie ein Fremdkörper.“ Zur Wahrheit gehöre, dass er öffentlich stark für seine Haltungen geworben, das Gespräch mit Kollegen aber vernachlässigt habe. „Insofern trage ich auch eine Mitverantwortung für die Entfremdung.“

Roth, der im Jahr 2022 einige Monate wegen einer mentalen Erschöpfung pausierte, sprach auch schonungslos über die Härte des politischen Betriebs. „Wenn man heute Spitzenpolitik betreibt, muss man sich fast komplett aufgeben“, so der Sozialdemokrat. „Das ist brutal. Spitzenpolitiker müssen heute jeden Tag einfach nur überleben.“ Roth sagte: „Ich bin sicher, Willy Brandt würde heute kein Bundeskanzler mehr werden können.“

Zudem kritisiert er die Parteispitze für einen aus seiner Sicht falschen Umgang mit dem Kanzler. „Sowohl Partei als auch Fraktion haben sich ihm faktisch untergeordnet“, sagte Roth. „Es hängt alles am Kanzler. Das ist in Zeiten, in denen man es nicht allen recht machen kann, schlicht eine Überforderung. Politik ist Teamspiel, keine One-Man-Show.“

Auch der FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann, mit der Roth sich monatelang vehement für Waffenlieferungen an die Ukraine starkgemacht hatte, warf er vor, dem Kanzler zu schaden. „Ich habe meine Kritik immer an der Sache orientiert. Dass sie daraus oft eine persönliche Kritik am Kanzler gemacht hat, finde ich falsch. Was ich ihr auch übel nehme: Nicht alle, die gegen den Unionsantrag zu Taurus gestimmt haben, sind Angsthasen oder Stümper. Diesen Eindruck hat sie erweckt.“




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