„Das Ehegattensplitting ist aus der Zeit gefallen“, sagte die Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion, Katja Mast, dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Donnerstagausgabe). „Es stammt aus einer Zeit, in der die Frau sich um den Haushalt kümmerte, während der Mann die Brötchen verdiente. Die Realität ist doch längst eine andere.“
Die Ampel müsse zeitgemäße Antworten finden, die Familien mit Kindern entlasten. SPD-Chef Lars Klingbeil hatte vorgeschlagen, statt beim Elterngeld zu sparen, das Ehegattensplitting für künftige Ehen abzuschaffen. Der stellvertretende Grünen-Bundestagsfraktionsvorsitzende Andreas Audretsch sagte dem RND: „Wir Grüne sind jederzeit gesprächsbereit, wenn es darum geht, die steuerliche Familienförderung zu modernisieren und gerechter zu machen. Genau darauf würde auch die Abschaffung des Ehegattensplittings für neu geschlossene Ehen zielen.“ Das Familienministerium von Lisa Paus (Grüne) erklärte auf Anfrage, die öffentliche Debatte sei gut. „Denn das Splitting hat diskussionswürdige Auswirkungen.“ Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin, Malu Dreyer (SPD), sagte dem RND: „Es ist immer richtig, darüber zu diskutieren, wie wir die Gleichstellung von Frauen und Männern weiter voranbringen können und welche Strukturveränderungen dazu nötig sind. Das Ehegattensplitting in seiner jetzigen Form ist sicherlich reformbedürftig.“ Die Präsidentin des Deutschen Juristinnenbundes, Maria Wersig, widersprach Lindners Auffassung, dass das Ehegattensplitting „ein aus dem Grundgesetz abgeleitetes Recht“ sei. „Das Ehegattensplitting ist verfassungsrechtlich nicht geboten. Die Gesetzgebung hat einen Spielraum bei der Ausgestaltung der Ehe- und Familienbesteuerung.“
Außerdem sei das Splitting „ein vergiftetes Geschenk, denn die finanziellen Folgen im Fall von Trennung und Scheidung gehen zu Lasten von Frauen.“