„Wir können uns in den kommenden 20 Jahren eine Verdoppelung bis Verdreifachung der Fernwärme-Anschlüsse gut vorstellen“, sagte Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der kommunalen Unternehmen (VKU), in dem die Stadtwerke zusammengeschlossen sind, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Freitagsausgabe). „Werden die richtigen Weichen gestellt, dürften bis Mitte der 40er-Jahre 40 Prozent oder mehr der Wohngebäude an Wärmenetze angeschlossen sein, statt mit eigenen Wärmepumpen oder Gas beziehungsweise Wasserstoff heizen zu müssen.“
Derzeit werde schon jede siebte Wohnung beziehungsweise sechs Millionen Haushalte mit Fernwärme beheizt. Vor dem Fernwärme-Gipfel am Montag warnte Liebing Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Bauministerin Klara Geywitz (SPD) davor, den Ausbau der Wärmenetze abzuwürgen: „Mit der einseitigen Fokussierung auf Wärmepumpen muss Schluss sein, denn das untergräbt die Fernwärme.“ Auch die jetzt geplante „starre Vorgabe, bis 2030 einen Anteil von 50 Prozent erneuerbarer Energie zu erreichen, würde viele Pläne durchkreuzen“. Eine „übereilte Umstellung“ verzehre Personal und Geld, das für den Ausbau fehle. „Deswegen appellieren wir an die Ampel-Fraktionen, von den starren Quoten Abstand zu nehmen und stattdessen die Transformationspläne, die die Wärmenetzbetreiber nach den Regeln der BEW erstellen, als Grundlage zu nehmen“, sagte der Verbandschef. Auch so werde bis spätestens 2045 Treibhausgasneutralität erreicht. Trotz der Korrekturwünsche mahnen die Stadtwerke mehr Tempo im Heizungsstreit an. „Wir Versorger brauchen Klarheit, wo wir ausbauen sollen und die Bürger brauchen Klarheit, ob sie mit einem Anschluss an ein Wärmenetz rechnen können oder nicht“, so Liebing. Sonst bauten sie sich auf die Schnelle noch eine neue Gastherme oder für Zehntausende Euro eine Wärmepumpe ein, die sie am Ende überhaupt nicht brauchten. „Das wäre Wahnsinn, und Millionen Haushalte stehen vor solchen Entscheidungen.“