„Die deutsche Regierung ist ein enger Verbündeter der Vereinigten Staaten“, sagte sie dem „Spiegel“. Das versetze sie in die besondere Lage, sich „für Julians Freiheit einzusetzen“.
Stella Assange hatte zuletzt Abgeordnete und Vertreter des Auswärtigen Amtes in Berlin getroffen. „Wir befinden uns in einer ganz anderen Situation als vor vier Jahren, als Julian verhaftet wurde.“ Sie sehe die Bedeutung des Falls und seine Auswirkungen auf die Pressefreiheit stärker im Bewusstsein der Öffentlichkeit. „Die Bewegung für die Freilassung von Julian ist inzwischen zum Mainstream geworden“, so Assange. Zugleich übte sie indirekte Kritik an Außenministerin Annalena Baerbock, die im Bundestagswahlkampf noch die sofortige Freilassung von Julian Assange gefordert hatte. Im neuen Amt halte sie sich öffentlich zurück und gehe stattdessen autoritäre Länder wie China und Russland offensiv an. „Sich nur darüber zu beschweren, dass andere Länder so etwas mit Journalisten machen, ist kontraproduktiv, wenn man es nicht in jedem Fall tut“, sagte sie dem „Spiegel“. „Die Tatsache, dass die US-Regierung ihre Spionagegesetze zur Verfolgung von Julian einsetzt, ist eine Machtdemonstration.“ Statt Pressefreiheit habe die US-Administration „eine neue Norm der Unterdrückung der Presse“ exportiert. „Viele Länder auf der ganzen Welt“ bezögen sich auf den Fall, wenn sie gegen Journalisten vorgingen. Zugleich zeigte sich die Juristin für die Zukunft optimistisch. „In den letzten vier Jahren ist klar geworden, wer die wahren Verbrecher sind“, sagte Assange. „Ich bin überzeugt, dass Julian freikommen wird.“