Grund sind die steigende Flüchtlingszahl und der erweiterte Kreis von Wohngeldempfängern. Zugleich wird es für die Ehrenamtler immer schwieriger, ausreichend Lebensmittel zu bekommen.
„Wir erleben derzeit, dass die Lebensmittelspenden nachlassen“, sagte Evi Kannemann, erste Vorsitzende des Landesverbands Tafeln NRW, der „Rheinischen Post“ (Mittwochausgabe). Dem Verband gehören 174 eigenständige Tafelvereine in NRW an. „Die Firmen versuchen Überschüsse zu vermeiden, hinzu kommen sogenannte Rettertüten beim Discounter und der Vormarsch von Foodsharern und sogenannten Aufkäufern, die dem Handel die Ware kurz vorm Ablaufdatum abnehmen und dann in eigenen Geschäften oder auf Wochenmärkten anbieten.“ All dies verknappe das Angebot für die Tafeln. Vor Kriegsausbruch habe man 350.000 Kunden gehabt, erklärte die Vize-Vorsitzende Petra Jung. „Zuletzt waren wir bei 600.000 – und auch die Zahl dürfte inzwischen schon Makulatur sein.“ Kannemann ergänzte: „Wir sind am Limit.“ Ihr zufolge haben die Tafeln damit begonnen, Menschen auf Wartelisten zu setzen oder in einen Halbjahresrhythmus zu wechseln.
Die Tafeln verlangen vom Land eine stärkere finanzielle Unterstützung. „Wir haben vom Land ein Brückengeld von März bis Ende des Jahres – zum Beispiel als Mietzuschuss und zur Finanzierung von Ehrenamtspauschalen bekommen“, sagte Jung. In dieser Zeit solle geklärt werden, ob es eine Verstetigung der Mittel gibt oder ein erneutes Projekt finanziert werde. „Eine Verstetigung der Mittel würde uns deutlich mehr helfen“, so Jung.
Kannemann fordert, NRW sollte sich ein Beispiel an anderen Ländern nehmen, wo es eine dauerhafte Finanzierung bereits gebe, Beispielhaft nannte sie Niedersachsen, Hessen und Sachsen-Anhalt. „Spätestens wenn die Koalition ihr geplantes Lebensmittelgesetz nach französischem und italienischem Vorbild umsetzt, mit dem das Wegwerfen von Lebensmitteln eingedämmt werden soll, muss es eine staatliche Finanzierung der Lager geben.“ Ein Sprecher von NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) verwies auf die Haushaltsberatungen für 2024, denen man nicht vorweggreifen könne. „Dessen ungeachtet bleibt es dabei, dass es das klare politische Ziel des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales ist, die Fördermittel für die Tafeln in Nordrhein-Westfalen zu verstetigen.“