Trade Republic warnt vor Verwässerung von Lindners Riester-Reform

Der deutsche Onlinebroker Trade Republic fürchtet, dass das geplante Altersvorsorgedepot durch überbordende Bürokratie und Lobbydruck seinen Zweck verfehlen könnte. "Das ist ein grundsätzliches Problem in Deutschland: Wir haben gute Ideen, aber bei der Umsetzung machen wir es uns dann sehr kompliziert", sagte Co-Gründer und Unternehmenschef Christian Hecker dem "Spiegel".

Der deutsche Onlinebroker Trade Republic fürchtet, dass das geplante Altersvorsorgedepot durch überbordende Bürokratie und Lobbydruck seinen Zweck verfehlen könnte.

„Das ist ein grundsätzliches Problem in Deutschland: Wir haben gute Ideen, aber bei der Umsetzung machen wir es uns dann sehr kompliziert“, sagte Co-Gründer und Unternehmenschef Christian Hecker dem „Spiegel“. Er sei schockiert, wie stark gegen das Gesetz gerade lobbyiert werde. „Und warum? Weil es die Gewinne der etablierten Banken und Versicherungen schmälert, die vom Riester-System profitiert haben.“

Anfang des Monats hatte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) seinen Gesetzentwurf zur Reform der Riester-Rente vorgelegt. Die Pläne, die ab Januar 2026 gelten sollen, sehen ein staatlich gefördertes Altersvorsorge-Depot vor. Anleger sollen sich zudem für Versicherungsprodukte mit einer 100- oder 80-prozentigen Garantie entscheiden können.

Der Trade-Republic-Gründer sieht das kritisch: „Die Rentenlücke lässt sich nur durch nachhaltige Renditen verkleinern“, sagte Hecker. „Für den aufwendigen Vertrieb und die Garantie streichen die Versicherungen den Großteil dieser Rendite ein, sodass für die Anleger kaum etwas übrig bleibt“. Europaweit betreut Trade Republic laut eigenen Angaben rund vier Millionen Kunden, die meisten davon in Deutschland. Das Fintech dürfte damit selbst von der Reform profitieren.

Zuletzt hatten immer wieder Beschwerden von Kunden für Schlagzeilen gesorgt. Dabei ging es unter anderem um angeblich verschwundene Buchungen oder fehlende Dividendenzahlungen. Hecker räumt zwar Probleme ein, sieht diese aber offenbar als nicht so schwerwiegend an. „Unser Anspruch ist es, jedem Kunden einen einwandfreien Service anzubieten. Das gelingt uns nicht in jedem Fall“, sagte er dem „Spiegel“. „Das nehmen wir sehr ernst.“ Man müsse die öffentlichen Kommentare aber in Relation setzen: „Auf jeden unzufriedenen Kunden kommen mehr als 99 zufriedene Kunden.“


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