„Den Ausbau der Digitalisierung mit dem 49-Euro-Ticket voranzutreiben, ist sehr begrüßenswert. Allerdings muss man bei diesem Projekt die real existierenden digitalen Kompetenzen innerhalb der Bevölkerung im Auge behalten und Lösungen anbieten, die vor allem ältere und einkommensschwächere Teile der Bevölkerung nicht ausschließen“, sagte Stürz.
Neben der Ticketform – ob als Chipkarte oder über die Smartphone-App – komme daher der Ausgestaltung des Vertriebswegs eine entscheidende Rolle zu. „Digitale Chipkarten mit QR-Code können daher Ergänzungen zum Ticket in der Smartphone-App sein.“ Diese müssten dann aber auch für Personen ohne digitale Kompetenzen zugänglich sein, so Stürz. „Es macht für diese einen Unterschied, ob sie das Ticket selbstständig zum Beispiel am Serviceschalter erwerben können, oder ob sie von den Onlineangeboten ausgeschlossen sind oder hier fremde Hilfe benötigen.“ Ein digitales Ticket allein bewirke daher noch keinen Digitalisierungsschub. Am Beispiel des 49-Euro-Tickets zeige sich vielmehr, dass in Deutschland nicht nur bei der Digitalisierung des öffentlichen Personennahverkehrs, sondern auch bei der Nutzung digitaler Lösungen durch die Bevölkerung noch Luft nach oben sei. Weder die Anbieterseite noch die Verbraucherseite seien auf ein rein digitales Ticket im digitalen Abonnement vollumfänglich vorbereitet. Stürz hebt aber auch die Potenziale hervor: „Im Idealfall können durch die Einführung des 49-Euro-Tickets sowohl Verkehrsströme in Zukunft besser erfasst als auch Anreize geschaffen werden, die Nutzung digitaler Dienste in der Bevölkerung weiter zu verbreiten.“
Aber erst wenn dafür einerseits auch die technische Infrastruktur bei den Verkehrsverbünden vorhanden sei und andererseits die digitalen Kompetenzen der Bevölkerung ein Niveau erreicht habe, dass alle Bürger ein digitales Onlineticket ohne fremde Hilfe erwerben können, sei ein Teilerfolg der digitalen Transformation erzielt, so der Wissenschaftler.