Übertragungsnetzbetreiber warnt vor Gewinnabschöpfung

Der Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz hat vor einem Rückschlag beim Windkraftausbau durch die Strompreisbremse gewarnt.

Die dafür geplante Abschöpfung von Erlösen der Windkrafterzeuger „wird Investoren abschrecken“, sagte 50-Hertz-Vorstandschef Stefan Kapferer der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ). Der Markt sei international, Unternehmen wie RWE seien weltweit unterwegs, und ausländische Investoren gingen dann eben in die USA oder nach Frankreich, sagte Kapferer.

„Ich befürchte, die Regierung hat die abschreckende Wirkung der Erlösabschöpfung unterschätzt, das wird uns noch zu schaffen machen.“ Der Bundestag soll die Energiepreisbremsen am Donnerstag verabschieden. Schon ohne die Gewinnabschöpfung sei er mit Blick auf die Wind-Ausbauziele von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) „sehr skeptisch“, betonte der 50-Hertz-Chef und frühere FDP-Wirtschaftsstaatssekretär in der „NOZ“: „Wir schaffen die heutigen Ziele nicht annähernd. Eine Vervierfachung in drei Jahren, das ist kein realistisches Szenario.“

Dabei gebe es „keine Alternative dazu, schneller mehr erneuerbaren Strom ins System zu bringen“. Schon heute sei zu beobachten, dass die Strompreise an der Börse bei Tagen mit strahlend blauem Himmel und kräftig Wind „sofort dramatisch sinken“. Die Energiewende diene daher nicht nur dem Klimaschutz, sie helfe auch der Wirtschaft bei den Energiekosten. „Und ja, ich bin mir sehr sicher, dass wir schon gegen Ende dieser Legislaturperiode, also in drei Jahren, die Trendwende bei den Zubauzahlen und Genehmigungsprozessen sehen werden“, sagte der Vorstandschef des Übertragungsnetzbetreibers.

„Je mehr Wind- und Solarstrom wir ins Netz integrieren, desto weniger Gas und Kohle müssen wir verfeuern und können dann – für immer – den CO2-Ausstoß verringern. Ich bin optimistisch, dass wir in zwei, drei Jahren die Kurve kriegen.“ Allerdings habe die Ampel-Regierung noch keine ausreichende Antwort auf die Gefahr von Dunkelflauten wie in den vergangenen Tagen gegeben. „Zack, hatten wir wieder über 80 Prozent fossilen Strom im System. Das ist wirklich brisant, denn die hohen Gaspreise treiben aufgrund der Preisbildung an der Börse auch den Strompreis nach oben“, warnte Kapferer.

Es gebe noch immer zu wenig Anreize, in neue Kraftwerke, zum Beispiel auf Basis von Wasserstoff, zu investieren, die über solche Dunkelflauten hinweghelfen können. „Dafür brauchen wir dringend marktbasierte Regelungen, um solche Kapazitäten einsetzen zu können.“ Forderungen aus seiner FDP nach einem Weiterbetrieb der drei letzten AKW über den April hinaus schloss sich der 50-Hertz-Chef nicht an.

„Ich stelle hier keine Forderungen auf, das hat die Politik zu entscheiden.“ Festzuhalten sei, dass der Streckbetrieb in diesem Winter helfe. „Ich gehe aber davon aus, dass die französischen AKW im darauffolgenden Winter wieder mehr Strom liefern können nach der umfassenden Revision und sich die Lage im europäischen Netz entspannt.“




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