„Betrachten Sie diese Gegenoffensive nicht als die letzte, denn wir wissen nicht, was dabei herauskommen wird“, sagte er der „Bild“ (Mittwochausgabe). Nur wenn es gelinge, bei dieser Offensive die von Russland besetzten Gebiete zu befreien, werde das die Letzte sein.
„Aber wenn nicht, dann bedeutet das, dass wir uns auf die nächste Gegenoffensive vorbereiten müssen“, sagte Kuleba. Die Ukraine sei für ihren Kampf gegen die russischen Besatzungstruppen auf deutlich mehr Rüstungsgüter angewiesen: „Denn um den Krieg zu gewinnen, braucht man Waffen, Waffen und nochmals Waffen.“ Vieles hänge von Deutschland ab, das mit Rheinmetall über „eine Art Titan der Rüstungsindustrie in Europa und wahrscheinlich in der Welt“ verfüge. Sein Land benötige Artilleriemunition vor allem für große Entfernungen, gepanzerte Fahrzeuge und Flugabwehrsysteme, so Kuleba. „All das ist in Deutschland vorhanden.“ Der Außenminister lobte: „Deutschland hat geliefert.“ Er fügte aber hinzu: „Und Deutschland kann noch mehr liefern.“ Voraussetzung für den militärischen Erfolg der Ukraine sei ein enges Zusammenspiel von Regierungen und Rüstungsindustrie in den Partnerländern: „Es ist entscheidend, dass die Industrie und die Regierungen bei der Produktion neuer Waffen wie ein Schweizer Uhrwerk arbeiten. Ist das nicht der Fall, werden wir Probleme bekommen, nicht wegen des Mangels an Soldaten, sondern wegen des Mangels an Waffen.“ Deutschland und andere Länder müssten mehr Munition und Waffen produzieren, so Kuleba. Auf Hilfe aus Berlin setzt er auch bei der Beschaffung moderner Kampfjets vom Typ F16. Anders als bei den Leopard-Panzern liege die Entscheidung hier nicht bei Deutschland, sondern bei den USA. „Was wir von Deutschland erwarten, ist eine aktive Rolle beim Aufbau einer Länderkoalition zu spielen.“ Deutschland könne hier eine Menge tun, so Kuleba. „Unterschätzen Sie nicht die Qualität der deutschen Diplomatie.“