Insbesondere Ängste vor Arbeitsplatzverlust und wirtschaftlichen Nöten nehmen stark ab, wie der „Tagesspiegel“ (Freitagausgabe) berichtet. Gerade bei Frauen herrscht der Umfrage zufolge jedoch weiterhin große Angst, Rechnungen nicht mehr bezahlen zu können.
Weitere Ergebnisse der Erhebung sind, dass der Klimawandel inzwischen mehr als die Hälfte der Befragten stark besorgt, und dass bei AfD-Wählern die Sorgen zunehmend in Wut umschlagen. Seit dem 4. November 2022 befragt das Forschungsprojekt regelmäßig eine Gruppe von circa 1.500 Menschen in Deutschland. Die aktuelle Befragung fand am 25. Juli statt. Während sich Anfang November noch 20 Prozent der Befragten „sehr viel“ oder „etwas“ sorgten, arbeitslos zu werden, waren es im Juli noch 14 Prozent. 44 Prozent der Befragten hatten im November angegeben, Sorgen zu haben, sich beim Einkauf einschränken zu müssen. Im Juli waren es noch 38 Prozent. Die abnehmende Sorge trifft auf eine kaum veränderte Situation: Energiepreise und Inflation stagnieren seit einigen Monaten. Trotzdem sorgen sich die Menschen weniger.
Jonas Fegert, Leiter des Forschungsprojekts, führt das auf eine Art Gewöhnungseffekt zurück. „Im vergangenen Herbst hatten anscheinend noch mehr Menschen das Gefühl, die Energiekrise verschlechtert die eigene Situation.“ Die mediale Debatte um die Energiekrise habe das Gefühl „teils verstärkt“. Bei den befragen AfD-Wählern nimmt die Frustration über die allgemeine Situation stark zu.
72,7 Prozent von ihnen stimmen folgender Aussage zu: „Ich empfinde große Wut, wenn ich über die momentane Situation nachdenke.“ Im November hatten 63,7 Prozent der befragten AfD-Anhänger ihr zugestimmt. „Dies steht symptomatisch für eine Verrohung des politischen Diskurses“, sagte FZI-Forscher Fegert. Bei Sympathisanten aller anderen Parteien im Bundestag nimmt die Wut hingegen ab.
Am zweitgrößten ist die Wut bei den befragten Linken-Wählern: 42 Prozent von ihnen stimmten der Aussage im Juli zu. Im November waren es 47,3. Annähernd konstant bleibt die Sorge um den weltweiten Klimawandel. Sie sank seit November um weniger als einen Prozentpunkt von 63,8 auf 62,7 Prozent („sehr viel“ oder „etwas Sorgen“). Die Zustimmung zur Aufnahme von ukrainischen Geflüchteten geht leicht zurück.
Zugleich glauben der Befragung zufolge immer mehr Befragte, dass Deutschland die Ukraine noch bis zum Ende des Krieges militärisch unterstützen sollte.