Das Umweltbundesamt (UBA) hat große Zweifel am Nutzen von pflanzlichem Dieselkraftstoff, an den Tankstellen auch unter der Abkürzung HVO100 bekannt. Damit setzt es sich deutlich von der positiven Einschätzung von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) ab, der den Sprit als „besonders hochwertig und nachhaltig“ bezeichnet, wie der „Spiegel“ berichtet.
Das UBA hingegen urteilt: „Insgesamt wird HVO für den Klimaschutz von untergeordneter Bedeutung sein.“ Der seit Ende Mai zugelassene Kraftstoff besteht laut Herstellern aus Altspeiseölen. Nicht mal ein Prozent der Ausgangsstoffe für HVO100, so das UBA, stamme aus Deutschland, der überwiegende Rest aus Asien. „Die zuletzt teils ungewöhnlich stark gestiegenen Handelsmengen an Biokraftstoffen auf Basis von Altspeiseölen wecken Zweifel an der Integrität von Kraftstoffen dieser Herkunft“, erklärt ein Behördensprecher auf Anfrage des „Spiegel“. Es sei „problematisch“, dass die Ausgangsstoffe nicht nachgeprüft werden könnten. Ein Mengenvergleich legt laut UBA den Verdacht nahe, dass auch umdeklariertes Palmöl verwendet werde. Im Straßenverkehr seien Elektroautos „als Primat“ anzusehen, als vorrangig also, erneuerbare Kraftstoffe sollten dagegen im nicht elektrifizierbaren Luft- und Seeverkehr eingesetzt werden.
Keine Erkenntnisse lägen dem UBA über die Schadstoffemissionen vor. Zu dieser Frage legt die Deutsche Umwelthilfe (DUH) neue Messungen an einem E-Klasse-Diesel von Mercedes vor: Dieser habe 17 Prozent mehr Stickoxide mit HVO100-Kraftstoff als mit normalem Diesel produziert. Diese Ergebnisse stehen im scharfen Gegensatz zu der Behauptung des Verkehrsministeriums, wonach beim Biodiesel „tendenziell von einer Senkung relevanter Emissionen“ auszugehen sei. Eine erste Messung der DUH an einem VW Touareg hatte das Ministerium im Juni als „nicht nachvollziehbar“ kritisiert.
Der Umweltverband hatte die Behörde von Wissing daraufhin auf Herausgabe eigener Messergebnisse verklagt. Es sei „absurd“, wenn das Ministerium behaupte, das verwendete Verfahren realer Straßenmessungen würde „keine reproduzierbaren Messergebnisse ergeben“, erklärte DUH-Experte Axel Friedrich. Es sei ein Standard in der Autoindustrie.