„Demokratien können untergehen, sie sterben, wenn es Politiker – auf allen Ebenen – versäumen, aufzustehen und laut zu widersprechen, wenn die Freiheiten und Rechte des Einzelnen in Gefahr sind“, sagte sie der Wochenzeitung „Die Zeit“. Angesprochen auf die hohen Umfragewerte der AfD sagte Gutmann, deren Vater aus einer jüdischen Familie 1934 aus NS-Deutschland geflohen war: „Der Nationalsozialismus, der Holocaust haben sich in vielen kleinen Schritten angekündigt. Es ist nie zu früh und es ist nie zu spät, aufzustehen.“
Das sei die Lehre aus dem, was ihrer Familie widerfahren sei, so die 73-Jährige. „Ich habe Achtung vor der Koalitionsregierung, die trotz aller Differenzen zusammenhält und dadurch dem Extremismus entgegenwirkt. Wenn es darum geht, Extremismus zu verhindern, müssen wir alle Differenzen beiseitelegen, dann geht es nicht mehr um diese oder jene Steuerpolitik.“ Gutmann zeigt sich zudem verwundert darüber, „wie pessimistisch die Deutschen tendenziell sind“. Das habe auch gute Seiten, so die US-Diplomatin: „Vor einem Jahr haben alle auf den Winter geschaut und angesichts der Energiekrise das Schlimmste erwartet und dann in Erwartung des Schlimmsten dafür gesorgt, dass es nicht passiert“, sagte Gutmann. „Vielleicht war der deutsche Pessimismus in diesem Fall ein guter Antrieb.“