Dies ergaben Recherchen der „Welt“ (Freitagsausgabe) bei den Gesundheitsministerien der Länder. In 2022, als mit dem Coronavirus Infizierte dazu verpflichtet waren, sich zu isolieren, belief sich die Gesamtsumme auf knapp 1,4 Milliarden Euro.
Im Jahr 2021 flossen rund 953 Millionen Euro aus den Haushaltskassen der Länder in Ausfallentschädigungen. Neun Bundesländer teilten ihre bisherigen und prognostizierten Ausgaben für 2023 mit. Diese belaufen sich auf bislang rund 375 Millionen Euro. Hinzu kommen weitere Ausgaben für Kinderbetreuung. Im Jahr 2023 bezuschusst der Bund die gesetzlichen Krankenversicherungen nach Informationen der „Welt“ mit rund 150 Millionen Euro für das pandemiebedingte Kinderkrankengeld. Die erweiterte Regelung, wonach Eltern ihre Kinder nicht nur bei Krankheit, sondern auch bei Infektionen zu Hause behalten und dort betreuen können, wurde bis zum 7. April 2023 verlängert. In den beiden Vorjahren waren es insgesamt 253 Millionen. Für Öffentlichkeitsarbeit und Corona-Aufklärung stehen der Bundesregierung im Jahr 2023 rund 60 Millionen Euro zur Verfügung. Im Jahr 2022 gab der Bund knapp 204 Millionen dafür aus und die Länder rund 15 Millionen Euro. Noch mehr wurde 2021 ausgegeben: Rund 286 Millionen Euro ließ sich der Bund Kampagnen und Aufklärung kosten, die Länder rund 31 Millionen. Kathrin Vogler, gesundheitspolitische Sprecherin der Linken im Bundestag hält die Corona-Kosten nur teilweise für sinnvoll: „Dass in dieser Notsituation viel Geld in die Hand genommen wurde, ist richtig. Dennoch lohnt es sich, genau hinzusehen“, sagte sie.
Für die Verbesserung der Situation in den Schulen, etwa durch Luftfilter, hätte mehr getan werden können, so Vogler. Der Haushaltspolitiker und Grünen-Abgeordnete Sven-Christian Kindler sagte: „Es war grundsätzlich richtig, dass der Bund während der Pandemie das Notwendige für das Gesundheitssystem und die Wirtschaftsstabilisierung finanziert hat. So konnten wir noch größeren Schaden von unserer Bevölkerung und Volkswirtschaft abwenden.“ Richtig sei aber auch, die Stabilisierungshilfen für die Wirtschaft im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr wieder halbiert zu haben.
Bedauerlich sei, dass die Länder sich seit 2021 weitestgehend aus der Finanzierung der Kosten zurückgezogen hätten, sagte Kindler. Aus Sicht der AfD hätte man sich die meisten Ausgaben sparen können. „Mit Ausnahme weniger Ausgaben für die Krankenhäuser in der ersten Hälfte 2020 waren fast alle Covid-bezogenen Ausgaben und ihre volkswirtschaftlichen Folgekosten unvertretbar“, sagte der haushaltspolitische Sprecher Peter Boehringer.