„Der 1. Januar wird es sicher nicht“, sagte der Chef des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Oliver Wolff, der „Süddeutschen Zeitung“ (Freitagsausgabe). „Das ist unrealistisch und zeitlich nicht zu schaffen.“
Der Verband stellt stattdessen einen Start ab März in Aussicht. „Auch die Einführung zum März wird anspruchsvoll, aber das müssen wir hinbekommen“, sagte Wolff weiter. Es müssten zunächst die rechtlichen und technischen Bedingungen geschaffen und etwa Ticketsysteme erneut umgestellt werden. Für eine weitgehend digitale Umsetzung müssten die Betriebe zudem die Voraussetzungen schaffen und Ausschreibungen starten.
„In weniger als zwei Monaten ist das nicht umsetzbar“, so Wolff. Die Verkehrsbetriebe befürworten die Einführung des Tickets wegen erwarteter Passagierzuwächse und positiver Klimawirkungen. Sie warnen aber auch vor Risiken. „Noch wissen wir nicht, wie viele Kunden das Ticket wirklich nutzen werden und wie das Angebot die Einnahmen der Unternehmen verändert.“
Klar sei aber, dass die Politik mit dem Angebot einen Festpreis für den Nahverkehr in Deutschland einziehe. „Die Verdienstmöglichkeiten der Unternehmen sind damit beschränkt – und zwar auf Dauer“, warnte Wolff. Der Verband sieht deshalb einen „Paradigmenwechsel“ in der Finanzierung des ÖPNV. „Das ist die Abkehr von der Marktwirtschaft.“ Verkehrsbetrieben würde die Möglichkeit genommen, Preise selbst zu bestimmen und zu erhöhen.
Für die Verkehrsbetriebe schaffe das Probleme, weil ihnen die Chance genommen werde, auf höhere Kosten mit höheren Preisen zu reagieren. Die ersten Betriebe dächten wegen der stark steigenden Energiekosten darüber nach, „Linien auszudünnen und Strecken einzustellen“. Er sei in Sorge um das künftige Angebot im Nahverkehr, sagte der VDV-Chef. Für offen halten die Verkehrsbetriebe auch, ob das Ziel, ein rein digitales Ticket anzubieten, haltbar ist.
Einige Verkehrsbetriebe hätten bislang kaum Online-Angebote und auch kaum finanzielle Ressourcen, diese auszubauen. „Wir werden mit dem Minister über die Finanzierung solcher Angebote reden müssen“, kündigte der Verbandschef an.