„Sorgen bereitet mir die Frage, ob wir beim Netzausbau schnell genug vorankommen“, sagte Wissing der „Welt am Sonntag“. „Aufgrund der Bedarfsberechnungen sehe ich jetzt schon dringenden Handlungsbedarf.“
Bislang richtet sich der Ausbau nach dem aktuellen Bedarf, nicht nach dem prognostizierten Bedarf. Nach Informationen aus Regierungskreisen drängt das Verkehrsressort auf eine Änderung dieser Praxis, scheitert bislang aber am Widerstand aus dem Wirtschaftsministerium. Um die Stabilität des Stromnetzes trotz der steigenden Zahl von Elektroautos und Wärmepumpen zu gewährleisten, arbeitet die Bundesnetzagentur an einer neuen Regelung zur sogenannten Spitzenglättung. Stromnetzbetreiber sollen bei Bedarf allen sogenannten steuerbaren Verbrauchseinrichtungen, wie Wärmepumpen und Elektroautos, die Leistung drosseln können. Widerstand gegen die vorgelegten Eckpunkte der Behörde kommt aus der Autoindustrie. Dem Konzept der Bundesnetzagentur „mangelt es an intelligenten Anreizen, um lokale Netzüberlastungen schon vor deren Entstehen präventiv zu vermeiden“, kritisierte die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, in der „Welt am Sonntag“. Das müsse über finanzielle Anreize für Besitzer von E-Autos passieren, nicht durch eine Verpflichtung aller Besitzer von privaten Ladestationen. „Aus Sicht des VDA sollte die netzorientierte Steuerung vorrangig über marktliche Mechanismen wie zeitvariable Netzentgelte erfolgen“, forderte Müller. „Direkte Steuerungseingriffe durch den Netzbetreiber in die Ladevorgänge von Elektroautos dürfen nur als letztes Mittel zur Anwendung kommen.“