Die Wehrbeauftragte des Bundestags, Eva Högl (SPD), hält eine Pflicht beim Wehrdienst für unumgänglich. „Freiwilligkeit ist wichtig, aber es braucht perspektivisch auch eine Verpflichtung“, sagte Högl dem „Stern“. Allen müsse deutlich werden: „Jeder und jede in unserer Gesellschaft muss einen Beitrag leisten.“
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte am Mittwoch ein neues Wehrdienstmodell vorgestellt, bei dem alle 18-jährigen Männer einen Musterungsbogen ausfüllen müssen und bei Eignung sich dann freiwillig für den Wehrdienst melden können. Ob sie wie beim schwedischen Vorbild auch notfalls gegen ihren Willen rekrutiert werden können, ist noch offen.
„Sollte die Zahl der Freiwilligen nicht reichen, muss es die Pflicht geben“, sagte Högl. „Da bin ich mir mit Boris Pistorius einig.“ Mittelfristig reiche das Modell nicht aus: „Wir brauchen perspektivisch ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr für alle, Männer wie Frauen. Das stärkt den Zusammenhalt und tut auch jedem und jeder Einzelnen gut. Der Dienst in der Bundeswehr wäre ein Teil davon.“ Die damit verbundene Grundgesetzänderung lasse sich aber nicht mehr in dieser Legislatur umsetzen. „Ich wäre sehr dafür, dass wir es in der nächsten Legislatur sehr schnell angehen“, sagte Högl.
Die von der Bundeswehr angestrebte Aufstockung von 181.000 Soldaten auf 203.000 im Jahr 2031 hält Högl für nicht ausreichend. „Wir bräuchten viel mehr. Mindestens 100.000 mehr. Andere Militärexperten sagen, man müsste die Zahl verdoppeln.“