Weselsky nennt Scheuer „schlechtesten“ Verkehrsminister

Kurz vor seinem Abschied als Chef der Lokführergewerkschaft GDL greift Claus Weselsky die Verkehrsminister der aktuellen und früherer Bundesregierungen scharf an. "Wir haben in Deutschland die Kombination aus unfähigen Bahn-Vorständen und Verkehrsministern, die sich nicht für die Bahn, sondern nur fürs Auto interessieren", sagte Weselsky der "Süddeutschen Zeitung".

Kurz vor seinem Abschied als Chef der Lokführergewerkschaft GDL greift Claus Weselsky die Verkehrsminister der aktuellen und früherer Bundesregierungen scharf an.

„Wir haben in Deutschland die Kombination aus unfähigen Bahn-Vorständen und Verkehrsministern, die sich nicht für die Bahn, sondern nur fürs Auto interessieren“, sagte Weselsky der „Süddeutschen Zeitung“. Andreas Scheuer (CSU), der unter der früheren Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) von 2018 bis 2021 für Verkehr zuständig war, sei „der schlechteste“ gewesen. Aber auch der aktuelle Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) tue viel zu wenig für die Schiene, kritisiert der GDL-Chef: „Volker Wissing hat bisher vor allem erreicht, dass die Tochterfirma DB Netz nun `Infrago` heißt und auch für Bahnhöfe zuständig ist. Na toll.“

Anfang September gibt Weselsky das Amt an der Spitze der Lokführergewerkschaft ab. Ein Engagement in der Politik schließt er für die Zeit danach aus: „Das kommt für mich nicht infrage. Als Berufspolitiker brauchen Sie doch ein Rückgrat wie ein Gartenschlauch.“ Parteidisziplin gehe über alles, das habe er bei Angela Merkel erlebt; Weselsky ist CDU-Mitglied. „Mit einer gefestigten Meinung, wie ich sie habe, kannst du in einer Partei nichts ausrichten.“ Er habe nicht vor, „als Kassierer im Ortsverband anzufangen“ und sich „20 Jahre lang zum Ortsverbandsvorsitzenden hochzuarbeiten“.

Als Nachfolger Weselskys an der GDL-Spitze ist sein bisheriger Stellvertreter Mario Reiß vorgesehen, er soll auf der Generalversammlung der Gewerkschaft vom 2. bis 5. September in Dresden gewählt werden. Dass Reiß sich derzeit kaum in der Presse zu Wort meldet, begründet Weselsky damit, dass die Gewerkschaft „hundertprozentig mit einer Zunge“ sprechen müsse. Es habe Interviews gegeben, in denen versucht worden sei, einen Keil zwischen Weselsky und Reiß zu treiben. „Darauf sagte ich: Mario, du machst jetzt keine Interviews mehr, bis du gewählt bist.“

In seinen ersten 30 Lebensjahren in der DDR habe er gelernt, kritisch zu hinterfragen, „was einem vorgegaukelt wird“, so Weselsky. „Sie redeten mir alle ein, wenn`s keinen Ketchup im Geschäft gibt, ist das für den Frieden, das musst du hinnehmen.“ Er habe aber Parteisekretäre gesehen, die „kistenweise Ketchup rausschleppten und gegen einen Auspuff für ihren Wartburg eintauschten. Wasser predigen und Wein trinken – für so was habe ich seither einen Blick.“


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