US-Präsident Joe Biden subventioniert die CO2-Abscheidung (Direct Air Capture – DAC) mit fast vier Milliarden US-Dollar. „Wir kommen auch in Europa nicht umhin, direkt sehr viel Geld in den Aufbau einer DAC-Industrie zu stecken“, sagte Klima-Ökonom Max Franks vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Freitagausgabe).
„Die EU sollte möglichst schnell ein Signal setzen, damit Investoren auch in der EU sehen, dass man mit CO2-Entnahme Geld verdienen kann.“ An einem rapiden Hochfahren einer DAC-Industrie und Innovationssprüngen auf diesem Gebiet führe kein Weg vorbei, wenn die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzt werden solle. Die USA sind das erste Land, in dem Direct Air Capture als Industriezweig aufgebaut wird, indem Präsident Biden hohe Summen in die Entwicklung steckt. „Er bezuschusst die Abscheidung einer Tonne CO2 mit 180 US-Dollar. Das wird zum DAC-Turbo, und das brauchen wir auch bei uns“, sagte Marco Ernst, CO2-Experte der Firma MAN Energy Solutions, der „NOZ“.
Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) zeigte sich für die Technologie offen. Die Erforschung von CO2-Entnahmemethoden werde derzeit mit rund 50 Millionen Euro unterstützt. „Jetzt kommt es darauf an, die technologischen und regulatorischen Grundlagen zeitnah zu legen“, sagte die Ministerin der „NOZ“.
Die Ampel-Regierung hat sich in ihrem Koalitionsvertrag auf eine „Langfriststrategie Negative Emissionen“ verständigt. Laubner geht das zu langsam: „Deutsche Politik muss sich von dem Gedanken lösen, dass wir immer erst eine Pilotanlage aufbauen müssen, denn die Zeit läuft uns davon. Die ersten Anlagen im großen Maßstab werden jetzt in den USA gebaut. Es braucht also schnell Regeln und staatliche Anreize“, sagte MAN-Energie-Solutions-Chef Uwe Lauber.
Die benötigte Technik, etwa zur Verdichtung des abgeschiedenen Gases, komme aus Deutschland und werde längst global eingesetzt. „Wenn wir bei DAC nicht mitziehen, verlieren wir den technologischen Vorsprung sehr schnell. Andere handeln längst, wo Deutschland noch diskutiert“, sagte Lauber. Die PIK-Forscher machen schon konkrete Vorschläge: „Wir werben dafür, die CO2-Entnahme mit dem CO2-Emissionshandel zu verknüpfen und in die bestehende Klimaschutz-Architektur einzubauen“, sagte Franks.
„Eine Art CO2-Zentralbank könnte dafür geschaffen werden. Wer derzeit eine Tonne CO2 emittiert, muss etwa 100 Euro dafür bezahlen. Wer der Atmosphäre eine Tonne CO2 dauerhaft entzieht, sollte dafür mit 100 Euro belohnt werden.“ Ein solches System von „Karotte und Stock“, bei dem Emissionen bestraft und Einsparung belohnt werde, sei „letztlich kohärenter und besser“ als das nur auf Subventionen setzende System in den USA.