„Die Krise ist noch nicht ausgestanden, die Kerninflation ist nach wie vor zu hoch“, sagte die Ökonomin in der „Welt am Sonntag“. Malmendier forderte die Bundesregierung auf, ihre Krisenhilfen für die Bevölkerung genauer zuzuschneiden.
„Entlastungen sind im Prinzip nicht schlecht, sie müssen nur zielgenau sein und nicht mit der Gießkanne verteilt werden. Sonst kurbeln sie wiederum die Preise an.“ Der Tankrabatt für alle etwa, sei „eben nicht zielgenau“ gewesen, kritisierte die Professorin, die an der University of California in Berkeley lehrt. „Wir sollten genau definieren, welche Haushalte wir mit welcher Maßnahme erreichen wollen.“ Der deutsche Ansatz heiße: Auf jede Krise – ob Covid oder hohe Energiepreise – folge ein großes Ausgabenprogramm. „Vorteil ist das klare Signal von `Wir schaffen das`“, so Malmendier. „Gleichzeitig laufen wir Gefahr, dass wir ungenau zu viel Geld verpulvern. Wir wollen schließlich auch für die nächste Krise noch gerüstet sein.“ Als konkrete Verbesserung mahnte die Ökonomin, die seit vergangenem Jahr dem Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung angehört, eine „bessere Datenlage“ in Deutschland an. Aus Angst vor einem gläsernen Menschen, seien die Deutschen bisweilen zu vorsichtig, die Daten unterschiedlicher Behörden zu verknüpfen. „Wir könnten staatliche Entlastungen etwa direkt an Einkommen oder vorhandenes liquides Vermögen knüpfen“, sagte Malmendier. „Diese Daten gibt es im Finanzministerium, sie fallen aber unter das Steuergeheimnis. Warum nicht von den an Hilfen Interessierten eine Genehmigung einholen, um darauf zuzugreifen?“ Ein anderes Beispiel sei die Lohn-Preis-Spirale. „Auch wir Sachverständigen können derzeit nicht genau sagen, ob es die gibt.“ Es lägen schlicht keine zeitnahen industrie- und unternehmensspezifischen Daten vor. „Das darf nicht mehr sein im 21. Jahrhundert“, sagte Malmendier.