„Ich schäme mich, wenn jene behaupten, das wäre eine Position, die sich mit dem Glauben vereinbaren lässt“, sagte Mazyek am Dienstag dem TV-Sender „Welt“. „Die Bilder sind beschämend. Ich kann mich niemals freuen, – egal, welchen Glauben oder keinen Glauben ein Mensch hat – wenn er massakriert oder terrorisiert wird“, so der Zentralratsvorsitzende.
„Das ist eine Niederlage für uns alle, eine Niederlage für die Menschlichkeit, wenn wir so etwas in irgendeiner Weise feiern oder gar uns darüber freuen.“ Es handele es sich nur um eine Minderheit der Muslime, die dort mit israelfeindlichen oder antisemitischen Parolen auf die Straße gingen. Man dürfe nicht den „Extremisten auf den Leim gehen“ und annehmen, „dass diese Bilder, diese Personen für alle Muslime, für die deutschen Muslime, für die Organisationen hier sprechen“, so Mazyek. Der Zentralrat stehe dafür, dass Hass und Gewalt in Nahen Osten „niemals ein Grund sein darf, dass wir – Juden, Muslime – hierzulande uns gegenseitig bekämpfen oder aggressiv begegnen, sondern gerade jetzt für den Frieden uns einsetzen“. Er habe immer schon gesagt, „dass Extremisten, die insbesondere die Zivilbevölkerung massakrieren, töten, dass dies in keinster Weise eine Rechtfertigung, weder in unserem Glauben, noch in irgendeiner, auf irgendeiner Basis sich begründet“, sagte Mazyek. „Und dass wir das nicht nur verurteilen, sondern das verabscheuen.“ Vorwürfe, wonach der Zentralrat der Muslime die Terrorangriffe auf Israel nicht klar verurteilt habe und die palästinensische Seite nicht klar als Aggressor benannt habe, wollte er nicht gelten lassen. „Wir haben den Terror schon am Sonntag verurteilt“, so Mazyek. Sein Anliegen sei, dass „Hass und Gewalt sich nicht weiter fortsetzt“. Man habe auch „überhaupt nicht in Abrede gestellt“, dass sich Israel „wie jedes andere Land der Welt dazu verhalten muss“ und sich dabei auch „wehrhaft zeigen muss“, erklärte Mazyek. Er machte auch klar, dass er eine Zweistaatenlösung befürwortet und dafür auch Israel mit in die Verantwortung nimmt: „Das können wir nur erreichen, wenn wir versuchen, jede Eskalation zu vermeiden und zu verhindern. Ich denke, das ist für die Konfliktparteien zumindest in Israel auch klar.“
Die Situation der Palästinenser empfindet Mazyek als „ungerecht“. Das könne aber keine Entschuldigung für Terror sein, so Mazyek. „Der ungelöste Konflikt im Nahen Osten, die vielen Ungerechtigkeiten, die die Menschen dort erleben, auch die Palästinenser, die werden niemals damit wettgemacht, indem man mit Terror und auch mit Massaker gegen die Zivilbevölkerung vorgeht. Das kann nicht sein, es darf nicht sein, das gilt zu verurteilen.“
Der Zentralratspräsident selbst sieht sich nicht in der Lage, zu einer Freilassung der Geiseln etwas beitragen zu können. Dafür reiche sein Einfluss nicht und die Hamas habe sich längst von religiösen Prinzipien losgesagt. „Eine Organisation, die sich schon längst verabschiedet hat, nach irgendwelchen Maßstäben ihre Angriffe zu fahren, wird sich weder von einem Religionsvertreter noch letztendlich von der Religion selbst leiten lassen, sondern wird getrieben von der Idee, dass jedes Mittel den Zweck heiligt.“
Als gläubiger Muslim sage er: „Das ist genau das Gegenteil von dem, was der Islam und unser Glauben uns sagen. Nicht jedes Mittel heiligt den Zweck. Das ist das Entscheidende“, so Mazyek. „Das ist gegen unsere Auffassung, gegen unsere Werteverständnis und gegen unseren Glauben.“