Der Hamburger Autor, Forscher und Mäzen Jan Philipp Reemtsma hat auch 30 Jahre nach seiner Entführung noch immer eine besondere Beziehung zum Sterben. „Der Tod ist in meinem Leben wohl präsenter als er es ohne das Erlebnis wäre“, sagte er dem „Spiegel“. Die Erfahrung, dass man nicht nur einfach sterbe, sondern von der Willkür eines anderen abhänge, ob man noch zehn Minuten, zehn Stunden oder überhaupt weiterlebe, sei „ungeheuer prägend“.
Gleichwohl sei er vorsichtig mit dem Begriff Trauma. „Ich bin kein traumatisierter Mensch“, sagte er. Den Begriff „Trauma“ solle man im eng medizinischen Sinn gebrauchen, das Wort werde zu inflationär genutzt. „Leute verwenden es, als wäre es etwas Erstrebenswertes, so genannt zu werden.“ Das sei eine ganz besonders abstoßende Mode. „Leid ist zu gar nichts gut.“
Vor Kurzem sorgte Reemtsma mit seiner Ankündigung für Aufsehen, das von ihm finanzierte und gegründete Hamburger Institut für Sozialforschung zu schließen. Im „Spiegel“ begründete er seine Entscheidung damit, dass weder ein Gremium noch eine andere Institution einer Leitung freie Hand lassen könne, so wie er es getan habe: „Weil ja dann mit fremdem Geld operiert werden würde. Daraus ergäbe sich ein Druck, die Forschung zu konventionalisieren. Das möchte ich nicht. Und das möchte ich übrigens auch über meinen Tod hinaus nicht finanzieren. Und darum ginge es ja.“
Das Institut werde erst in etwas über vier Jahren geschlossen, „bis dahin werden wir für alle und alles eine gute Lösung finden“. Die Verträge, die es gebe, würden erfüllt.